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Ostpreußen unter einem Dach
Fast 2.000 Besucher im Jahn-Sport-Forum Neubrandenburg
beim 11. Landestreffen in Mecklenburg-Vorpommern
Neubrandenburg - Am 7. Oktober 2006 waren zum 11. Landestreffen der
Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern über 1.900 Besucher in das Jahn-Sport-Forum
gekommen - soviel wie noch nie in Neubrandenburg. Mit Bussen reisten wieder die
Kreis- und Ortsgruppen aus Wismar, Rostock und Güstrow, Stralsund und
Ludwigslust an, zwei weitere Busse kamen sogar aus Hamburg ! Selbst die
Auto-Parkplätze reichten kaum aus. Zuvor hatten die Organisatoren aus Anklam 70
Zeitungen angeschrieben, 3.000 Einladungen verschickt und viele Handzettel
verteilt. Erfreulich war, daß das Norddeutsche Fernsehen die Veranstaltung
filmte und am selben Abend im „Nordmagazin“
einen Kurzbericht in Wort und Bild ausstrahlte. Mehr als 40 Helfer aus
Neubrandenburg und Anklam hatten die Halle festlich geschmückt, sorgten für
einen reibungslosen Ablauf und die anschließende Beräumung. Auf den Tischen
standen wie immer große Schilder aller 40 ostpreußischen Kreise mit den
beiliegenden Listen, so daß sich die Landsleute anhand der Eintragungen
schneller finden konnten.
Dreierlei Ostpreußen
Zum Auftakt intonierte das Landespolizeiorchester M-V aus Schwerin einen
Festmarsch. Manfred Schukat, Landesvorsitzender der Ostpreußen in
Mecklenburg-Vorpommern, eröffnete das Treffen und begrüßte die Teilnehmer und
Ehrengäste, darunter 130 Landsleute direkt aus der Heimat. So gebe es dreierlei
Ostpreußen, die heute als eine Familie unter einem Dach versammelt sind. Die
einen landeten im Westen, wo es nach den Entbehrungen der Flucht durch
Lastenausgleich und Wirtschaftswunder jedoch bald aufwärts ging. Die anderen
blieben in der sowjetisch besetzten Zone mit 40 Jahren SED-Diktatur und
DDR-Mangelwirtschaft. Hier war der Anfang mühsamer, und über Ostpreußen oder gar
Flucht und Vertreibung zu sprechen, war tabu. Am schlimmsten traf es jene
Landsleute, die im Osten zurückblieben oder bleiben mußten. Ihnen wurde die
eigene Heimat zur Fremde, die Muttersprache verboten, Namen geändert, und oft
gab es Verschleppungen nach Sibirien oder Einweisungen in Kinderheime. Die
ostpreußische Restbevölkerung werde heute als „deutsche Minderheit“
bezeichnet. Manfred Schukat nannte es ein desto größeres Wunder, daß die
Ostpreußen heute und hier in Neubrandenburg zusammenkommen können. Er rief
sodann 26 Fahnen ostpreußischer Heimat-kreise auf, die unter Marschklängen des
Landespolizeiorchesters in die Halle getragen und von den Landsleuten mit
stehendem Applaus begrüßt wurden. Für das folgende geistliche Wort war eigens
Kaplan André Schmeier aus Allenstein gekommen. Er thematisierte die massive
Entkirchlichung in den neuen Bundesländern und rief die Landsleute zur
Rückbesinnung auf. Wer zu spät kommt, den bestrafe auch hier das Leben.
Ostpreußen ohne christlichen Glauben ist ein Widerspruch in sich selbst. Zum
Vaterunser und dem Totengedenken, von einem Bläserquartett mit dem Choral „Ich bete an die Macht der
Liebe“ umrahmt, erhoben sich die Teilnehmer und stimmten anschließend in ihre
Heimathymne - das Ostpreußenlied - ein.
Feierstunde
Heimatliche Grußworte überbrachten Magdalena Piklaps für die Ostpreußen aus
dem Memelland (heute Litauen) und Heinrich Hoch für den Dachverband der
Deutschen in Ermland und Masuren. Beide gaben ihrer Freude Ausdruck, daß sie
solch einen Tag unter Landsleuten erleben dürfen. Heinrich Hoch lud alle ein zum
Gegenbesuch beim nächsten Ostpreußischen Sommerfest am 21. Juli 2007 in
Hohenstein. Marion Haedge vom Heimatkreis Neidenburg übermittelte die Grüße der
Kreisvertreter und des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen. Das
Grußwort des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband M-V,
sprach Reinhard Wegener aus Schwerin, selbst gebürtiger Braunsberger. Eine
Spendensammlung im Saal erbrachte über 1.600 Euro zugunsten des Volksbundes. Und
schließlich hieß der Neubrandenburger Stadtpräsident Günter Rühs, gerade frisch
in den Landtag von M-V gewählt, die Ostpreußen in seiner Stadt willkommen. Er
ging auf eigene familiäre Bindungen nach Ostpreußen, Pommern und Schlesien ein
und traf damit die Wellenlänge seiner Zuhörer. Zum Dank erhielt der Redner einen
Bierkrug mit dem Königsberger Wappen und eine Flasche russisches Königsberger
Bier. Die Feierstunde endete wie immer mit der dritten Strophe des
Deutschlandliedes, welche die Anwesenden stehend mitsangen. Das
Landespolizeiorchester gestaltete den weiteren Vormittag mit einem erfrischenden
Platzkonzert. Aus Kostengründen hatten die Ostpreußen in M-V erstmals die
Ausgabe von Mittagessen, Kaffee, Kuchen und Getränken in eigene Regie genommen.
Die ehrenamtlichen Helfer hatten alle Hände voll zu tun, fast 2.000
Essenportionen und ebensoviel Kaffee und Kuchen auszugeben. Doch sie bestanden
diese Bewährungsprobe hervorragend und trugen damit wesentlich zur Kostendeckung
bei. Dicht umlagert wurden ebenso der Büchertisch mit Heimatliteratur und
Landkarten sowie der Stand mit Königsberger Marzipan, großen und kleinen
Flaschen „Bärenfang“.
Auch das „Ostpreußenblatt
/ PAZ“ aus Hamburg und der „Bund
Junges Ostpreußen“ stellten sich vor und fanden viel Zuspruch.
Grüße aus der Heimat
Die Veranstalter hatten diesmal ein besonderes Programm vorbereitet und die
Chöre der Deutschen Vereine aus Ostpreußen eingeladen. Die Landsleute aus
Heydekrug, Lötzen, Heilsberg, Bartenstein und Osterode hatten die weite und
tagelange Anreise mit drei Bussen nach Neubrandenburg nicht gescheut. So
richteten sich am Nachmittag alle Augen, Fotoapparate und Kameras auf die mit
Fahnen und großen Sonnenblumen festlich geschmückte Bühne. Unter der bewährten
Moderation von Heimatsänger Bernd Krutzinna alias „BERNSTEIN“ kamen am
Nachmittag alle Ensembles zum Zuge. Festlich gekleidet und stimmgewaltig trug
zunächst der Chor „HEIDE“
aus Heydekrug deutsche und litauische Volks- und Heimatlieder vor. Über die
Geschichte und Arbeit ihres Vereines gab Gerlinde Stunguriene als Vorsitzende
kurze Informationen. Eine Augenweide war auch die Kinder- und Jugendtanzgruppe „SAGA“ aus Bartenstein,
die in ihren hübschen ostpreußischen Trachten ansprechende Volkstänze aufführte.
Danach zeigten in bunten Kostümen die Chöre
„STIMME DER HEIMAT“ aus Lötzen, „WARMIA“ aus Heilsberg und „TANNEN“ aus Osterode
ihr Können, indem sie ebenfalls Heimatlieder und Gedichte vortrugen. Moderator
BERNSTEIN verstand es, eingige Mitwirkende an das Mikrofon zu holen und selber
zu Wort kommen zu lassen. So berichteten aus ihrem Leben und der Arbeit ihrer
Vereine u.a. Barbara Ruzewicz aus Lötzen, die auch im Vorstand des deutschen
Dachverbandes tätig ist, und Elli Waszkiewicz aus Osterode, die viele Ostpreußen
von Besuchen in der Heimat kennen. Ein etwas moderneres, aber umso flotteres
Programm bot danach das Jugendensemble „TANNEN“
aus Osterode mit Liedern und Tänzen, und auch Heimatsänger BERNSTEIN brachte
bekannte und neue, oft selbstverfaßte Ostpreußenlieder aus seinem beliebten
Repertoire zu Gehör.
Großes Finale und Treffen 2007
So herrschte bis zum Schluß eine frohe Athmosphäre in der großen Halle.
Abgerundet wurde das Programm durch weitere Darbietungen der Folkloregruppe „SAGA“ und des Chores „HEIDE“, bevor alle
Mitwirkenden zum Großen Finale auf die Bühne gerufen wurden. Gemeinsam stimmten
sie zuletzt mit den Besuchern noch einmal das Ostpreußenlied an. Ehe die Busse
abfuhren, sprach Manfred Schukat das Schlußwort. Er dankte den fleißigen Helfern
für ihren enormen Einsatz und lud die Ostpreußen zu den nächsten Veranstaltungen
ein. Für das neue Jahr sind auch wieder zahlreiche Heimatfahrten geplant. Die
Ostpreußen gehören zusammen, das hat dieses Landestreffen einmal mehr gezeigt.
So hieß es zuletzt:
Auf Wiedersehen zum 12. Landestreffen der Ostpreußen in M-V am 1. September
2007 in der Stadthalle Rostock.
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