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»Ich bin ein deutscher Patriot« Im Namen des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) begrüße ich Sie herzlich zu dieser Wochenendveranstaltung hier in der alten Hansestadt Lüneburg. Sie sind uns sehr willkommen, denn Sie kommen aus unserer Heimat, die inzwischen Ihre Heimat geworden ist. Die meisten von Ihnen beschäftigen sich mit der Kultur des Landes, beziehungsweise mit den Archivalien der Geschichte, wie mit der nun schon seit 65 Jahren andauernden russischen Geschichte des Gebietes. Ich bitte Sie, liebe russische Freunde, haben Sie Verständnis, wenn ich die deutschen Bezeichnungen für geographische Begriffe des Königsberger Gebietes benutze. Ich bin ein deutscher Patriot. Ich bin 1940 in Domnau geboren, heute Domnowo, und meine Eltern hatten in Gr. Klitten, einem Ort bei Domnau, Grundbesitz. Die Ostpreußen, zumindest so weit sie noch im Oblast Kalinin-grad geboren wurden, sprechen vom Königsberger Gebiet oder vom nördlichen Ostpreußen, manchmal auch vom russischen Teil Ostpreußens. Die Städte der Heimat nenne ich alle mit ihren deutschen Namen, ich bin sicher, Sie wissen, um welche Städte es sich handelt, wenn ich ihre deutschen Namen nenne. Meine Damen und Herren, Russland ist eine große Kulturnation. Das gilt trotz der 70 Jahre, die Ihr Land und die russischen Menschen unter dem Totalitarismus haben leiden müssen. Wir wissen, was die russischen Menschen, besonders unter dem Stalinismus, haben erleiden müssen. Auch unser Land hat zwölf Jahre eine schwere Diktatur erleiden müssen. Unsere Völker haben sich in fast vier Jahren blutigen Krieges Furchtbares angetan. Der Krieg ist seit fast 65 Jahren vorbei, es besteht kein Anlass mehr, dass sich Russen und Deutsche heute noch mit gegenseitigen Vorwürfen aus der Zeit des 20. Jahrhunderts verletzen. Russland ist ein europäisches Land, auch wenn der größte Teil des russischen Territoriums in Asien liegt. Russland hat der europäisch-abendländischen Kultur- und Geistesgeschichte viel gegeben, wer das außerhalb Russlands bezweifelt, sollte sich viel Zeit nehmen, die kulturellen Einrichtungen St. Petersburgs zu besichtigen. Russland achtete auch die Kultur anderer Staaten. Unter uns ist unser Freund und Kulturpreisträger der Landsmannschaft Ostpreußen Anatolin Bachtin. Sein Werk über den drohenden Verfall der Ordenskirchen im nördlichen Ostpreußen hat dazu geführt, dass ein Teil dieser sakralen Bauwerke gerettet werden konnte. Wir Ostpreußen haben − solange wir noch in der Heimat lebten – sehr nach Osten zu unseren russischen Nachbarn geschaut. Wir hatten kaum den Blick für die westeuropäischen Nachbarn. Die Königsberger Universität – wie schön, dass sie heute Immanuel Kant Universität heißt – strahlte weit nach Osten aus. Sie war über viele Jahrzehnte das verbindende Element für die deutsch-russische Nachbarschaft. Wir bedauern, dass wir heute zwischen unseren Staaten keine gemeinsame Grenze mehr haben. Das hat niemand von uns allen, die wir hier im Raum versammelt sind, verschuldet. Dass die deutsche Ostgrenze heute an den Flüssen Oder und Neiße liegt, dieser Vorschlag kam zuerst von den Anglo-Amerikanern. Europa ging es immer gut, wenn das russische Volk und das deutsche Volk partnerschaftlich und harmonisch miteinander Umgang hatten. Das war im 19. Jahrhundert so und auch viele Jahre im 18. Jahrhundert. 1990 war es die russische Staatsführung, die die Vereinigung der beiden deutschen Nachkriegsstaaten ermöglichte, das bleibt unvergessen. Es ist mein Wunsch, dass Deutschland und Russland näher zusammenrücken und intensiver als bisher zusammenarbeiten. Ich habe Ihnen einen von mir verfassten Pressebericht mitge- bracht, er ist allerdings schon zweieinhalb Jahre alt. Ich fordere in diesem Artikel von der EU und von Deutschland mehr Verständnis für Russland. Freunde müssen zusammenstehen, auch wenn sie unterschiedlichen Nationen angehören. Wir hier im Raum, als Russen oder Deutsche sollten uns als Avantgarde für eine intensivere deutsch-russische Partnerschaft verstehen. Abschließend möchte ich an Sie, liebe russische Freunde, eine Bitte richten. Bitte setzen Sie sich bei Ihrer Regierung dafür ein, dass der lästige Visumszwang zwischen unseren Ländern aufgehoben wird. Wenn das nicht möglich ist, könnte man zumindest unbürokratisch ein formloses Einreisevisum gegen eine Gebühr beim Grenzübertritt in die russische Föderation in den Pass einstempeln. Es würde gegenseitige Besuche enorm erleichtern und ausweiten. Kennenlernen und miteinander sprechen sind die Grundlagen für dauerhafte Freundschaft. Mein mehrfach geäußerter Appell an die deutsche Regierung, sie möge mit der russischen Regierung vereinbaren, den Visumszwang abzuschaffen, blieb bisher unerhört. Es ist der Wunsch des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen, dass wir dies Gesprächsforum institutionalisieren. Wir sollten es vielleicht auch auf die kommunalpolitische Ebene ausweiten. Ich wünsche uns allen einen fruchtbaren Gedankenaustausch, Russland und Deutschland gemeinsam ein herzliches Glück-auf!
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