Polen eröffnet "Vertriebenen"-Ausstellung in Krakau
Unter
dem Motto "Verbannte" wurde auf dem Kleinen Markt in Krakau eine Exposition
eröffnet, die zweifelsohne ein Gegenstück zu dem in Berlin geplanten Zentrum der
Vertreibungen darstellen soll, da hier unübersehbar nicht die Vertreibungen von
14 Millionen Deutschen, unter teilweise sehr grausamen Umständen, im
Vordergrunde stehen, sondern die relativ friedlich abgelaufenen Umsiedlungen von
Ostpolen in die
deutschen Ostgebiete. Das Schicksal der Deutschen und auch anderen Vertriebenen
wie z. B. im ehemaligen Jugoslawien bleibt dennoch nicht unerwähnt, soll aber
offensichtlich, wie schon beim Berliner Gegenstück, dem Ganzen einen
objektiveren Rahmen verleihen der allerdings in Krakau wenig glaubwürdig
erscheint. Schirmherr dieser Vertriebenen-Ausstellung sind der umstrittene
Präsident des Nationalen Institutes der Erinnerung (IPN) Janusz Kurtyka, der
erst am Vortage durch den polnischen Präsidenten Lech Kacznski mit höchsten
Orden dekoriert wurde und die Parlamentarierin Katarzyna Matusik-Lipiec von der
regierenden Bürgerplattform.
Organisatoren dieser Exposition wie der Europa-Parlamentarier Bogusław Sonik und
der Direktor de Krakauer Filiale des IPN Marek Lasota schreiben, ist diese
Ausstellung auf dem Krakauer kleinen Rynek "einem tragischen Fragment der
allerneusten Geschichte Europas geweiht - den Massen-Umsiedlungen in der Periode
des zweiten Weltkrieges. Hier werden Schicksale von Polen, aber auch Juden,
Ukrainer, Weißrussen und Deutschen dargestellt, welche durch den zweiten
Weltkrieg ihre Heimat verloren hatten."
Nach dem Sinn dieser Ausstellung gefragt, in einer Zeit wo Deutschland und Polen
sich der Versöhnung verschrieben haben, antwortete Bogusław Sonik (PO), dass
diese bereits im Europa-Parlament gezeigt wurde und durchaus als Antwort auf die
Initiative von Erika Steinbach mit ihrem kontroversen Vertriebenenzentrum in
Berlin zu verstehen sei. Steinbach stelle die Umgesiedelten aus den ehemals
deutschen Gebieten auschliesslich als Opfer dar und vermeide es stets zu
erwähnen, warum diese Menschen ihre Heimat verloren haben. "Man kann den
Deutschen garnicht oft genug zeigen was sie getan haben. Sie versuchen
ihre Verantwortlichkeit an dieser Tragödie fortwährend zu relativieren"
- sagte der Parlamentarier.
Sonik weiter zum Thema: "In den letzten 50 Jahren haben sich die Deutschen nicht
besonders deutlich ihrer Schuld bekannt. Man kann den Eindruck gewinnen, dass
sie alle nur Opfer Hitlers waren. Dennoch gab es nicht nur einen Totalitarismus
in Form von Nationalsozialismus welcher Vertreibungen organisierte, denn auch
der Kommunismus war ein solcher. Die Linke in unserem Lande will aber nicht
zulassen, dass man diese zwei verbrecherischen Systeme in dieser Frage überhaupt
vergleicht. Die Umsiedlungen Deutscher sind den Polen bekannt, kaum aber spricht
von den Vertreibungen von Millionen unserer Landsleute durch die Sowjets, da
hierüber jahrzehntelang geschwiegen werden musste. Diese sowjetische Maßnahme
wollen wir in erster Linie hier in Krakau deutlich machen.
Zu der Frage in welcher Form denn die Deutschen an die Tragödie ihrer
Vertriebenen würdig erinnern könnten, ohne hierbei gleich der
Geschichtsfälschung verdächtigt zu werden, sagte Bogusław Sonik: "Das ist doch
ganz klar. Sie sollen einfach zeigen zu was verbrecherische Systeme führen
welche einen Angriffskrieg anzetteln und in der Folge auch die eigenen Leute
massenhaft zu Opfern werden können. Das jüngste Beispiel ist doch Serbien, das
aus einem ähnlichen Grund Schaden erlitt. Dieser nationalistische Irrsinn hat zu
Massenvertreibungen, Morden und einer Reduktion des Landes zum Kleinstaat
geführt. Ich erinnere aber daran, dass die Deutschen 1939 in der Region Zamosc
anfingen systematisch Polen zu vertreiben und zu ermorden. Unsere Kinder wurden
massenhaft ins Reich deportiert um diese zu zwangs-germanisieren. Dieser Irrsinn
wurde damit erstmals von Deutschen in Polen praktiziert.
Der polnische Eu-Parlamentarier Sonic wurde bei der Eröffnung der Ausstellung
"Verbannte" in Krakau auch gefragt ob auch in anderen EU-Staaten gleichfalls ein
Mißtrauen zum geplanten Zentrum der Vertreibungen in Berlin und dem Verdacht
dass Deutschland die Geschichte umschreiben könne herrsche. Hierzu sagte Sonik
kurz und verständlich: "ja, in Tschechien. Im allgemeinen organisieren die
Länder Ost- und Mitteleuropas, die heute zur EU gehören, viele Ausstellungen zu
den Tragödien ihrer Völker der jüngsten Geschichte." Aber speziell unser
Verhältnis zu Deutschland ist geprägt von des Nachbarn Glauben, dass er alle
seine Kriegsschulden schon bezahlt habe und nun dazu übergehen könne, die
Geschichte und dessen Folgen neu auszulegen. Und damit muss man aufpassen, denn
eine überwiegende Mehrheit der Deutschen hat erkannt, dass man sich vergangenen
Schuldgefühlen heute nicht mehr bekennen muss. Das ist eine wahrhaftige
Bedrohung, denn man kann nicht den Völkermord und das Führen Europas in den
Abgrund des Krieges und des Unglückes mit der Feststellung quittieren, dass man
seine Schuld bereits angemessen bezahlt habe: "Man habe sich schuldig bekannt
und jetzt könne man auch seine eigenen Opfer zeigen um damit zu bemerken: Schaut
mal was Ihr gemacht habt".
Deutschland und Polen auf dem Versöhnungs-"Holzweg"
Die Aussagen Bogusław Soniks und vieler seiner Mitstreiter in der letzten Zeit,
im Zeichen eines "Versöhnungswillens" mit Deutschland, beweisen deutlich was
Polen, und in erster Linie ihr rechtes Lager, unter einer "Versöhnung"
verstehen: Bedingungslose Kapitulation unschuldiger, deutscher Zivilisten auf
immer und ewig, mit den Vertreibungen haben die Deutschen im September 1939
angefangen, vorherige Vertreibungen Deutscher durch Polen sind nicht mehr
Gegenstand der Geschichte, die 2 Millionen umgekommenen Vertriebenen starben
durch die Russen oder Typhus, die 1,5 Millionen spurlos verschwundenen
Volksdeutschen liegen nicht in verheimlichten Massengräbern ihrer ehemaligen
Heimat, der Holocaust war einzig Sache der Deutschen, es gab kein Jedwabne,
Kielce usw. und niemand hat den Deutschen bei den Massenmorden geholfen,
Hundertausende Juden wurden durch Polen gerettet, die polnische Untergrundarmee
hatte keinen Sprengstoff um die Bahngleise nach Auschwitz, Treblinka oder
Majdanek zu zerstören, es gab keine " "Szmalcownicy" welche die Juden an die
Nazis verrieten, wenn sie sich nicht erpressen liessen, Polen haben kene eigenen
Verbrechen den Deutschen oder Sowjets in die Schuhe geschoben.
Die Vertreibungen von Deutschen und Polen sind nur in einem einzigen Detail
überhaupt zu vergleichen, indem nämlich beide Betroffenen erst einmal ihre
Heimat verloren hatten. Den aus Ostpolen vertriebenen Menschen machte man die
Umsiedlung mit dem Spruch schmackhaft: "Willkommen im Land wo Milch und Honig
fliesst". Diese Umsiedlungen wurden im Großen und ganzen bekanntlich human
organisiert und durchgeführt. Für viele Menschen war es auch eine willkommene
Flucht aus dem Elend, was Berichte von vielen ostpolnischen Flüchtlingen
beweisen. Auch "Polskaweb News" hatte im vergangenen Jahr dahingehende
Recherchen im Raume Świebodzin (früher Schwiebus) und Zielona Góra (früher
Grünberg) durchgeführt, welche zu überraschenden Ergebnissen führten und nicht
nur weil die meisten damals erstmalig im Leben durch Strom aus der Steckdose und
Wasser aus dem Hahn versorgt werden konnten. Diese Menschen klagten auch nicht
über die Deutschen, sondern über das Verhalten der Sowjets und den Zentralpolen
welche sich schon vor ihrem Eintreffen über die vorhandenen Immobilien
hergemacht hatten, welche ihnen eigentlich eine neues Zuhause bieten sollte.
Die deutschen Vertriebenen, welche durch Polen, Tschechen und Russen auf einen
langen oft tödlichen Weg geschickt wurden, haben dazu im Vergleich oft nur das
Grauen erlebt. Auf sie wartete kein neues Zuhause, oder gar ein
Willkommens-Komitee. Wenn sie diese Strapazen überhaupt überlebt hatten standen
sie in ihrer neuen Heimat vor dem Nichts und wurden nicht selten sogar von den
dort einheimischen Bewohnern abgelehnt und noch viele Jahre nach ihrer Ankunft
als "Rucksackdeutsche" beschimpft. Nur wenig durften sie überhaupt aus ihrer
Heimat mitnehmen, fast all ihre Habe und Werte fiel in die Hände der Vertreiber.
Millionen unschuldiger Frauen und Kinder haben dieses Leid teilen müssen, die
selbst heute noch von polnischen Politikern mit den deutschen SS-Schergen und
einigen anderen hitlerischen Gruppierungen in einen Topf geworfen werden, und
das ist nicht nur Unrecht an diesen Menschen, sondern auch an der Wahrheit der
Geschichte welche Polen den Deutschen diktieren möchte.
Das verstärkt antideutsche Kampagnen in Polen organisiert werden, dürfte schon
jedermann gemerkt haben und wie weit diese Kampagnen Auswirkungen zeigen, bewies
erst vor einigen Tagen der Präsident der zentralponischen Großstadt Łódź (Lodsch)
Jerzy Kropiwnicki (PIS), als er anordnete am Platze der ehemaligen durch die
Nazis zerstörten jüdischen Synagoge, das Wort "Nazis" durch "Deutsche" an dem
dazugehörigen Denkmal zu ersetzen. Dies soll nun auch an anderen Denkmälern der
Republik ebenso geändert werden und alles im Zeichen der deutsch-polnischen
Versöhnung. Das rechte Lager in Polen wird schon, wie auch im alten Jahrhundert,
kräftig dafür sorgen, dass dies mit den seriösen deutsch-polnischen Ambitionen
nichts wird. Der polnische "Chef-Versöhner" Wladyslaw Bartoszewski und Premier
Donald Tusk haben sich zu der Maßnahme des Lodscher Oberbürgermeisters nicht
einmal geäussert, warum auch, denn Berlin zeigt sich ja in solchen Änderungen
neuerdings sehr kooperativ. Somit kann Polen vergleichen wie es vergleichen
will, Opfer zu Täter machen so oft es will, Streitigkeiten hierüber gehen mit
Hilfe Berlins immer wie das "Hornberger Schießen" aus. Das ist mit Sicherheit
der falsche Weg zu einer Versöhnung und zeigt wie schwach und inakzeptabel die
Regierungen beider Ländern in der schwierigen deutsch-polnischen Frage sind.
Die Ausstellung auf dem krakauischen kleinen
Markt wird noch bis zum 24. April gezeigt.
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