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Das Urdeutsche der Antideutschen „Der Humor steht rechts“ – da merkt das interessierte Auge beim täglichen Überfliegen der neuen Ergüsse des deutschen Feuilletons doch gleich auf. Ulf Poschardt, der zeitlebens eifrig durch die journalistische Landschaft mäandernde Hans Dampf in allen kultursoziologischen Gassen, weiß natürlich genau, welche Knöpfe für maximale Leseraufmerksamkeit zu drücken sind. Anläßlich der vorhersehbaren Verrücktheiten der linkslinken Nachwuchsbestmenschen aus „Antifa“ und Grüner Jugend erklärt der Dr. phil. aus Berlin bei Welt Online nun das typisch Deutsche am Antideutschen. Stilles Amüsement ... Beeindruckenderweise findet Poschardt tatsächlich interessante Auslegungsmöglichkeiten des fußballgebundenen Partyotismus, nämlich: „Die Deutschen haben mit der Enttabuisierung der Nationalfarben und der Hymne weniger ein nationales Bedürfnis entwickelt, sondern ein internationales.“ Seine kurze Skizze einer „Völkergemeinschaft der Unverdrehten“ läßt beinahe schon an identitäre Konzepte internationalen Zusammenlebens denken – doch darf man wohl davon ausgehen, daß das nicht in der Absicht des Verfassers lag. Insgesamt liest man, so man nicht gerade mit Grünen und Linksextremen sympathisiert, den gelassen-herablassenden Duktus Poschardts mit einer gewissen Genugtuung. Da ist im Hinblick auf die flaggenfeindlichen Agitatoren der Grünen Jugend vom „Jargon des Politologie-Strebers, der die ethische Exzellenz der Grünen ins Reich der historischen Gewissheiten ausdehnen will“ die Rede. Auch von Sätzen wie „Wer wissen will, wie bevormundend linkes Denken in seiner Essenz sein will, sollte auf den antideutschen Blogs flanieren“ wird der dezidiert nicht-linke Rezipient vielleicht gar regelrecht verzückt sein. Dergleichen im Internetauftritt einer der großen deutschen Tageszeitungen vorzufinden, mag mancher schon als Zeichen einer neuen „Tendenzwende“ auslegen. ... ist auch nur Unterhaltung Dabei gilt es jedoch, die Fingerzeige auf Poschardts eigentliches Ideal nicht aus den Augen zu verlieren. „Der globalisierte Patriotismus mit seinem Party-Hedonismus benutzt nationale Identitäten als Zeichen, nicht als Wesen“ – da spricht die Stimme des Marktes, der alles käuflich und wirtschaftlich verwertbar macht (oder zumindest machen will). Das diagnostizierte – und als positives Bild der Spaßbefreitheit „antifaschistischer“ Großstadtmarodeure entgegengestellte – „uneigentliche, spielerische Interesse an der eigenen Geschichte“ stellt letztlich auch nichts weiter dar als das beliebige Konsumieren historisch verbrämter Unterhaltungsversprechen. Mit einem als Sowjetsoldaten kostümierten Herren am Checkpoint Charlie ein Foto zu machen ist eben nicht eine Beschäftigung mit Geschichte, die in die bewußten Zonen des Gehirns vordringt. Auch bekommt man angesichts sprachlicher Nuancen stellenweise den Eindruck, der Verfasser sei nicht ganz sicher beim Fremdworteinsatz; „Antifa“-Netzpolizisten und Junggrüne, die wegen Poschardts Text gewiß einigen Schaum vor dem Mund stehen haben dürften, könnten ihm seine Verwendung des Wörtchens „gravitätisch“ im Kontext der angeblichen Gebundenheit deutscher Nationalidentität an historische Schuld durchaus übelnehmen, hat „gravitätisch“ doch zumeist einen spöttischen Unterton. Bilderstürzerische Absichten Poschardts sind zumindest nicht zu befürchten – er liegt völlig auf der Redaktionslinie des Axel Springer-Verlags. Wahrscheinlich liegt darin auch der Grund der Nachlässigkeit des Lektorats bei der Durchsicht seiner „Deutscher Selbsthass“-Kolumne.
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