Nach antideutscher Kampagne
OPPELN. Eine Woche nach dem Mord am deutschstämmigen Bürgermeister der oberschlesischen Gemeinde Deschowitz (Zdzieszowice), Dieter Przewdzing, kann die Staatsanwaltschaft ein politisches Motiv noch immer nicht ausschließen.
Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT bestätigte eine Sprecherin lediglich, daß es sich um einen Mord handele und die „intensiven Ermittlungen andauern“. Aus ermittlungstaktischen Gründen wolle man vorerst jedoch keinerlei Details herausgeben.
Demonstration vor dem Haus
Przewdzing war am Dienstagabend vergangener Woche in seinem Haus mit durchschnittener Kehle aufgefunden worden. Der 69jährige war einer der dienstältesten Gemeindeoberhäupter Polens und Mitglied der Partei der deutschen Minderheit.
Als Befürworter einer größeren wirtschaftlichen Eigenständigkeit der Regionen,
darunter Schlesiens, war er in jüngster Zeit oft Ziel nationalistischer Pressekampagnen.
Zuletzt hatte es im Dezember eine Demonstration von polnischen Nationalisten vor
dem Haus des Bürgermeisters gegeben. Das deutsche
Wochenblatt in Polen spekuliert deswegen, es könnte sich um einen gezielten
Mord handeln. (ru)
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Bürgermeister Dieter Przewdzing ist
tot -
Spekulationen
über Mordanschlag
von Till Scholtz-Knobloch
Dieter Przewdzing, Bürgermeister von Deschowitz (Zdzieszowice) aus der deutschen Minderheit, ist tot. Kurz vor 3.00 Uhr in der Nacht zu Mittwoch meldeten die ersten Oppelner Medien seinen Tod, der bisher nur von der Vertreterin Przewdzings, Sybilla Zimmermann bestätigt, wurde. Die Polizei vermeldete lediglich, dass die Leiche eines 71-jährigen Mannes in einer Blutlache in Krempa (Krępa) bei Deschowitz aufgefunden wurde.
Die Vermutung, dass es sich dabei um einen Mordanschlag handelt, vermutete Zimmermann. Die Polizei ermittelt in diese Richtung. In den lokalen Onlinemedien ist sich die Mehrheit der Diskutanten bereits sicher, dass ein Zusammenhang zu Przewdzings Rolle in der oberschlesischen Autonomiediskussion besteht. Unabhängig davon, ob sich eine solche Ahnung bestätigen sollte, ist durch die deutsche Minderheit heute ein Schock und große Verunsicherung gegangen. Bei der deutschen Minderheit laufen derzeit die Telefone heiß. Urängste kommen hoch. Anrufer fragen sich, ob sie sich überhaupt weiterhin in den Strukturen der deutschen Minderheit engagieren könnten, sagt Ania Mróz, Pressesprecherin des Oppelner Bezirksverbandes der deutschen Minderheit.
Bis zur politischen Wende 1989/90 hatte Polen die
Existenz einer deutsche Minderheit in Oberschlesien geleugnet. Es galt die
sogenannte Autochthonentheorie, nach der deutsch optierende Oberschlesier 1945
in die polnische Nation zurückgeholt worden seien. Dies ist auch der Hauptgrund,
dass die Oberschlesiern nicht in gleichem Umfang vertreiben wurden, wie die rein
deutschsprachigen Niederschlesier.
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