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Königin-Luise-Denkmal:
Bei der Enthüllung durch Hans Schuster salutierten Gardesoldaten des Militärhistorischen Vereins.

Königin Luise kehrt zurück
In Magdeburg wurde ein rekonstruiertes Denkmal der preußischen Landesmutter enthüllt
von Victoria v. Gottberg

Die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt ist um eine Attraktion reicher. Und zwar um eine preußische. Am 18. Juni wurde ein Denkmal zu Ehren der Königin Luise (1776–1810) enthüllt. Aber nicht nur die Dargestellte hat eine lange Geschichte, mittlerweile auch das Denkmal.

„Endlich bekommen wir unsere Königin zurück“, sagt Matthias Tullner, Professor für neuzeitliche Geschichte an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Zurück? Das 2,4 Meter hohe weiße Marmordenkmal, das die preußische Königin in einem zeitgenössischen langen, faltenreichen Empirekleid darstellt, war weder verschollen, noch in irgendeinem Museumsdepot verschwunden. Es war gar nicht mehr existent. 1901 errichteten preußisch gesinnte Magdeburger Bürger für 40.000 Goldmark das Denkmal, um ihre Verehrung und Dank auszudrücken. Denn die Magdeburger hatten eine ganz besondere Beziehung zu der preußischen Königin schlechthin.

In den napoleonischen Kriegen hatte Magdeburg – statt als eine der größten Garnisonsstädte Preußens ihrem Vaterland die Fahne zu halten und zu kämpfen – sich ohne große Kämpfe und Schlachten den überlegenen Franzosen ergeben. In der damaligen Zeit ein unrühmliches Verhalten, das der Elbstadt lange nachhing.

Als Napoleon 1806 Preußen besiegt hatte und es auf ein kleines Fleckchen Erde zusammenschrumpfen lassen wollte, schritt die preußische Königin bei den Friedensverhandlungen von Tilsit ein. Persönlich bat sie den Franzosenkaiser um Gnade und Milde – und darum, die Stadt Magdeburg bei Preußen zu belassen. Die Bitte um Magdeburg hatte rein wirtschaftliche Gründe. Mit dem Magdeburger Hafen an der Elbe hatte Preußen eine Verbindung an die Nordsee und mit der Lage Magdeburgs mitten in der Magdeburg Börde eine reiche Korn- und Zuckerrübenkammer vor den Toren Berlins. Und strategische Gründe. Seit dem 30jährigen Krieg war Magdeburg kontinuierlich zu einer bedeutenden Garnisonsstadt ausgebaut worden und die westlichste vor der preußischen Hauptstadt. Der Verlust Magdeburgs drohte Preußen um ein gutes Stück ärmer zu machen. Trotz allen Bittens erfüllte Napoleon der jungen Königin den Wunsch nicht. Statt dessen fiel die Stadt an der Elbe an das Königreich Westphalen, das Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte regierte.

Daß aber die verehrte Königin sich persönlich für Magdeburg eingesetzt hatte, dankten ihr die Magdeburger. „Damit waren die Magdeburger von ihrem schmachvollen Ruf als Vaterlandsverräter befreit“, erklärt Tullner. Er hat die Bedeutung des Denkmals untersucht. Die Errichtung 1901 war nur der erste Schritt. Das Denkmal, das in einem kleinen Park stand, der schon vor der Denkmalserrichtung Luisengarten hieß, stand nur 62 Jahre. Hatte das Denkmal die Bombennächte 1945 und erste Denkmalsstürze unter den Sowjets überlebt, hielt es den Ansichten eines deutschen sozialistischen Professors nicht stand. Der Professor für Marxismus-Leninismus, der aus Potsdam an die Magdeburger Technische Hochschule kam, konnte den Anblick einer preußischen Königin, die unweit des Hauptgebäudes der Hochschule steht, nicht ertragen. Und so ließ er 1963 die schlanke Luise-Figur bei Nacht von Studenten stürzen. Der Sockel mit der Inschrift „Luise. Königin von Preußen“ blieb noch jahrzehntelang stehen. Die Luisenfigur blieb monatelang demoliert im Luisengarten, später dem Universitätsgelände liegen, bis sie bei Bauarbeiten entsorgt wurde. Erhardt Felgenträger, ein interessierter Magdeburger Unternehmer, rettete den stark beschädigten Kopf aus Carrara-Marmor.

Dabei wäre es geblieben, wenn nicht Hans Schuster in den 90er Jahren die Initiative ergriffen hätte. „Magdeburg hat durch den Krieg und die DDR-Zeit so viele Wunden erlitten“, sagt der 80jährige, „da müssen wir doch der Stadt ihre Identität und historischen Wurzeln zurückgeben.“ Dazu gehört für den Ingenieur und Denkmalpfleger eben auch Preußen und damit das Luisendenkmal. Mit der von ihm gegründeten „Magdeburgischen Gesellschaft von 1990“ und mit Hilfe Tullners hat er anhand des Originalkopfes die Größe und Form des Originaldenkmals berechnet, im Stadtrat gegen Widerstände, vor allen Dingen aus den Reihen der Linken, für das Denkmal geworben und 80.000 Euro Spenden gesammelt. Damit konnte er 2003 das Werk in Auftrag geben. Drei Bildhauer-Brüder aus Halle haben das Denkmal geschaffen. „Es war gar nicht so einfach jemanden zu finden, der ein Denkmal nach dem Original wiedererrichten kann und möchte“, erinnert sich Schuster. „Meistens wollen die Künstler ja ihre eigene Note einbringen, aber die Brüder Traub, haben unsere Luise wiederentstehen lassen.“

Und so wurde am 18. Juni im Magdeburger Geschwister-Scholl-Park, oder Luisengarten, wie er im Volksmund oft noch genannt wird, das wiedererrichtete Luisendenkmal eingeweiht. Auch wenn sich die Landeshauptstadt nicht direkt an den Kosten für die Skulptur beteiligt hat, ließ sie es sich nicht nehmen, das Denkmal offiziell mit einzuweihen. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) sprach bei der Enthüllung und viele ältere, aber auch jüngere Besucher waren dabei, als Schuster das große weiße Tuch vom Denkmal zog.

„Jetzt haben wir wieder eine Luise. Nicht mehr die alte, sondern eine neue Luise, die einlädt, sich mit der Geschichte Magdeburgs, Preußens und der Gegenwart auseinanderzusetzen“, waren Tullners Begrüßungsworte an die Marmorluise von Magdeburg. Und sie ist erneut am 18. Juni errichtet worden – am Tag der Schlacht bei Belle-Alliance, dem endgültigen Sieg über Napoleon. Und gesiegt hat Luise, wenn auch nicht direkt im Jahre 1807, letztendlich auch über Napoleon. Daran erinnert eine Rose. Napoleon soll sie der Königin nach dem Abschlagen der Bitte gegeben haben. 1807 lehnte sie die Annahme der Rose ab, weil sie Magdeburg nicht bei Preußen behalten konnte. Beim Magdeburger Denkmal hält sie die napoleonische Rose allerdings in der Hand. Denn 1814 kehrte Magdeburg endgültig nach Preußen zurück. 

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt, Ausgabe 26/09, 27.06.2009

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