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Hermann Sudermann


Gedenkschrift - 70 Jahre LO-NRW

70 Jahre LO Landesgr. NRW
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Der Landkreis Allenstein

Der Landkreis Allenstein hat eine Flächengröße von 1.302,67 qkm und 57.150 Einwohner, das sind 43,9 auf 1 qkm. Er erstreckt sich zu beiden Seiten des Oberlaufs der Alle. Die Westgrenze wird von der oberen Passarge gebildet. Da das Kreisgebiet zur Masurischen Seenplatte gehört, ist es reich an Hügeln, Bergen und Kuppen, Senken und Seen. Die größten von ihnen sind der zwischen Wäldern eingebettete Lansker See und der an der Südgrenze liegende Große Plautziger See. Waldungen sind hauptsächlich im Südzipfel des Kreises vertreten: der Lanskerofener, der Ramucker und der Purdener Forst. In ihnen herrschen Nadelholzbestände vor. Geographisch gehört das Kreisgebiet zu Masuren, geschichtlich zum Ermland. Es war jahrhundertelang von Prußen besiedelt. Im Gebiet der oberen Alle lagen die prußischen Landschaften Gudicus und Bertingen, an sie erinnern die Ortschaften Göttkendorf und Bertung. Außerdem gibt es zahlreiche Orts- und Flurnamen prußischen Ursprungs: Darethen, Diwitten, Gilbingsee, Gillau, Jadden, Purden, Schaustern, Skaibotten, Windtken und viele andere. Im 14. Jahrhundert setzte die Besiedlung mit Deutschen ein, und als später der Zustrom deutscher Siedler aufhörte, nahm die Landesherrschaft Masowier auf, „die mit der Einverleibung ihres Herzogtums in das Königreich Polen nicht zufrieden waren". Aus diesen Gründen setzte sich die Bevölkerung des südlichen Ostpreußen aus Prußen, Deutschen und eingewanderten Masowiern zusammen, die im Laufe der Jahrhunderte zum Stamm der Masuren zusammenwuchs; diese haben sich stets als Deutsche gefühlt. Trotz der nur mittelmäßigen Böden im Kreise hatte sich eine bodenständige landwirtschaftliche Bevölkerung gebildet; bäuerliche Mittelbetriebe herrschten vor; größere Güter waren weniger vertreten, es seien genannt die Domäne Posorten (1931: 577 ha), das staatliche Fischereigut Daumen (385 ha), die privaten Güter Adlig Bergfriede (332 ha), Paulshof (334 ha), Klein-Trinkhaus (656 ha), Groß-Bartelsdorf (514 ha), Kellaren (307 ha), Schönau (718 ha), Piestkeim (269 ha).

Die im östlichen Kreisteil gelegene Stadt Wartenburg ist zweimal gegründet worden. Um das Jahr 1325 errichtete der Bistumsvogt Friedrich von Liebenzell in der prußischen Landschaft Gundelauken auf einer Anhöhe am Nordufer des Wadangsees das Wacht- und Wildhaus „Wartenberg". In seinem Schutz entstand die Stadt Wartenburg. Burg und Stadt wurden im Winter 1353/1354 durch die Litauer ganz zerstört. An ihrer Stätte wurde noch im 14. Jahrhundert das Dorf Altwartenburg gegründet; seine Kirche wurde 1582 geweiht, 1889/1893 ist sie umgebaut worden. Noch in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts nannte der Volksmund Altwartenburg „die alte Stadt".

Der ermländische Bischof Johannes Stryprock gründete ostwärts der alten Siedlung am Zusammenfluß von Kirmes und Pissa, die danach die Wadang bilden, die neue Stadt Wartenburg, 1364 erteilte er ihr die Handfeste. Zu dem 180 Hufen, später auf 225 Hufen vergrößerten Stadtgebiet kam 1482 das wüst gewordene Dorf Reuschhagen mit 45 Hufen hinzu, so daß Wartenburg über einen großen Landbesitz verfügte. Noch in jüngster Zeit war ihr Stadtwald mit drei Seen 6.000 Morgen groß. In der Nordostecke der Stadt lag die bischöfliche Burg, an drei Seiten durch Gewässer geschützt und einbezogen in die Stadtbefestigung. Sie bestand aus einem Haupthaus und einem Nebenflügel als Wirtschaftshaus. In Hauptflügel amtierte der Burggraf, der bis 1772 Stadt und Amt Wartenburg als bischöfliche Domäne verwaltete. Nach dem großen Brand von 1798 wurde das Haupthaus 1826 für die evangelische Volksschule umgebaut. Der alte Stadtkern lag auf einer Insel, die durch die Wadang, ihren künstlichen Nebenarm und den Mühlenteich gebildet worden war. Das im rechtwinkligen Grundriß angelegte Straßennetz schloß den Markt ein. Die Stadtbefestigung, das Rathaus mitten auf dem Markt und die Pfarrkirche St. Anna, eine dreischiffige, chorlose Hallenkirche, entstanden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das Rathaus, das mehrmals zuletzt 1798 abgebrannt ist, erhielt im 19. Jahrhundert seine jetzige Gestalt. Auch die Pfarrkirche, 1798 ausgebrannt, wurde mit einer welschen Haube und Laterne versehen, der Choranbau kam erst 1894 hinzu. Die Stadtmauer und die drei Tore wurden nach 1800 abgetragen, geringe Reste der Mauer an der Südseite sind in Häusern verbaut worden. Das 1380/1390 erbaute Franziskanerkloster, mit Schloß und Stadt 1414 von den Polen eingeäschert, entstand von neuem, ging in der Reformation ein, kam 1597 an die Bernhardiner, wurde 1810 aufgehoben und fiel an den Staat, der in dem alten Kloster eine Strafanstalt einrichtete. Als 1846 ein Brand das dreiflügelige Gebäude zerstörte, wurde es neu erbaut. Die Klosterkirche St. Andreas ist erhalten geblieben und „eine der wenigen aus dem Mittelalter überkommenen Klosterbauten im Ordensland von besonderer Bedeutung". Sie dient dem katholischen Gottesdienst. Die evangelische Kirche, „Pastorenkirche" genannt, wurde 1871 geweiht; zu ihrem Bau spendeten auf Bitten des Pfarrers Haß mehrere tausend Pfarrer aus ganz Deutschland je einen Taler. Wartenburg, eine Kleinstadt mit Ackerbürgern, Mühlenbetrieben, Brauereien und einer Zigarrenfabrik, ist wirtschaftlicher Mittelpunkt nur der näheren Umgebung. In alter Zeit hatte sie Bedeutung durch Garn- und Leinenhandel. 1872 erhielt die Stadt Anschluß an die Eisenbahnstrecke Allenstein - Insterburg. 1928 wurde das Vorwerk Terka eingemeindet. 1939 hatte die Stadt 5.843 meist katholische Einwohner. Im Ersten Weltkrieg erlitt Wartenburg keine sonderlichen Verluste. Im Januar 1945 lagen die Stadt und ihre Umgebung im Kampfgebiet. Wartenburg wechselte dreimal den Besitzer. Als Ende Januar 1945 die letzten Orte im nördlichen Kreisgebiet aufgegeben werden mußten, fiel Wartenburg am 31. Januar in die Hände der Russen. Am 1. Februar war der gesamte Kreis in sowjetischer Hand.

In Hirschberg, 6 km südlich Wartenburg, lag bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts eine bischöfliche Burg, die als „eine der schönsten" galt. Bei Tengutten, nordöstlich Wartenburg, sind Überreste von „Pfahlbauten" entdeckt worden. Südlich Allenstein liegt die 1886 eröffnete Provinzial- und Pflegeanstalt Kortau mit einem 227 ha großen landwirtschaftlichen Betrieb. Die bei Allenstein gelegene Lungenheilstätte Frauenwohl wurde 1907 in Betrieb genommen. Bei dem Gut Adlig Bergfriede fand am 3. Februar 1807 ein Gefecht zwischen Franzosen und Russen um die Allebrücke statt. Napoleon soll damals bei der gewaltigen „Napoleonseiche" gestanden und den Kampf gelenkt haben; es handelt sich um eine der größten Eichen Ostpreußens, sie hatte schon vor 70 Jahren einen Umfang von 9,85 m. Bei Darethen, 10 km südlich Allenstein, breitet sich der inselreiche Wulpingsee aus. Er gehörte wie der Ustrich- und der Lansker See und die Jugendherberge Lalka (Klein-Ramuck) zu den besuchtesten und beliebtesten Ausflugszielen im Kreise Allenstein.

Unweit der Westgrenze des Kreises liegt der Wallfahrtsort Dietrichswalde; hier soll 1877 die Jungfrau Maria an einem Baum außerhalb des Dorfes mehreren Gläubigen erschienen sein. Die dortige katholische Kirche ist zum Teil mit mittelalterlichen Umfassungsmauern 1884 neu erbaut worden. Das Vesperbild in der Vorhalle stammt aus der zeit um 1430, das granitene Weihwasserbecken aus dem 15. Jahrhundert.

Im Dorfe Gelguhnen in der Ramucker Forst wurden 1782 eine staatliche Pottaschensiederei und eine Glashütte mit Glasschleiferei angelegt. Die Glashütte bestand bis ins 19. Jahrhundert.

Patenschaftsträger für den Landkreis Allenstein ist der Landkreis Osnabrück.

Quellen:
Foto Hohes Tor: Archivmaterial;
Wappen: Das Ostpreußenblatt (www.Ostpreussenblatt.de), 2000;
Siegel: Kreisgemeinschaft Allenstein-Land (www.allenstein-landkreis.de/), 2004;
Postkarte: 10000 Ansichtskarten, Deutschland um 1900 im Bild, Stichwort "Wartenburg",
The Yorck Project, Gesellschaft für Bildarchivierung, Berlin, 2001;

Text: Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Verlag Rautenberg, 1972-1996, Seite 62-66

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weitere Informationen:
Der Landkreis Allenstein: www.allenstein-landkreis.de/.


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