Eine masurische Weihnachtsfeier (Jutrznia) in der früheren Zeit
(um 1850–1900).
Eine
solche Weihnachtsfeier (Jutrznia) war in früheren Zeiten, als der
Chronikschreiber noch zur Schule ging und auch schon früher, jedes Jahr ein
großes Ereignis. Obgleich die Feier jedes Jahr in derselben Weise abgehalten
wurde, so brachte jung und alt der Veranstaltung ein großes Interesse entgegen.
Wir Kinder konnten uns kaum erwarten auf die Zeit, wo unser Lehrer anfing, mit
uns die Gesänge, Weihnachtsgedichte und Aufführungsstücke einzuüben. Das geschah
meistens an den Abenden. Jedes Kind wollte Aniołek (Engel) sein. Auch diejenigen
Kinder, die beim Unterricht nicht besonders fleißig waren und dem Lehrer manche
Kopfschmerzen bereiteten, zeigten jetzt einen besonders großen Lerneifer. Ein
Gedicht (Sprussek) wurde, wenn es auch lang war, in kurzer Zeit auswendig
gelernt. Die Darbietungen erfolgten meist in masurischer Sprache. Es traten auf:
die 3 Hirten, der Pilger, Maria und Joseph, ein Engel, ein Kind ganz weiß
gekleidet, dem man eine Art Engelsflügel aus Pappe mit Silber- oder Goldpapier
beklebt befestigte, das ein ganz kleines Tannenbäumchen mit vielen Lichten
besteckt in der Hand hielt, verkündigte den Hirten die frohe Botschaft von der
Geburt des Heilands. Die Hirten waren drei größere Knaben in ihren gewöhnlichen
Kleidern, hatten eine Hirtentasche um die Schulter gehängt, in der Hand den
Hirtenstab. Alle übrigen Kinder waren auch weiß gekleidet. Die Mädchen trugen
weiße Kleider und auf dem Kopfe einen Blumenkranz; die Knaben zogen über ihre
Kleider ein langes sauberes Hemd an. Über die Schulter trugen sie breite,
buntgeblumte Bänder als sogenannte Hosenträger. Ein besonders breites und buntes
Band wurde um den Leib als Gürtel befestigt. Jedes Kind hielt ein Licht in der
Hand, das es während der Feier anzündete. Die Feier begann meistens schon um 3
Uhr, spätestens um 4 Uhr früh am ersten Weihnachtsfeiertag. Etwa um 7 Uhr war
sie zu Ende. Besonders in den Kirchen, wo viel Raum zur Verfügung stand, konnte
die Feier (Jutrznia) mannigfaltig ausgestaltet werden. In den Orten, wo nur eine
Schulklasse zur Verfügung stand, war die Feier meistens durch das große
Gedränge, das da entstand, sehr gestört. Jeder wollte die Engel nicht nur hören,
sondern auch sehen. Das schöne Weihnachtsfest verlor für Kinder und Erwachsene
den Reiz, wenn einmal die Jutrznia nicht veranstaltet wurde. Es fehlte eben
etwas! –
In dieser Weise wurde die Weihnachtsfeier in
Masuren bis etwa 1900 gefeiert.
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