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Hermann Sudermann


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Der große Förderer der Wissenschaften
Wie Friedrich II. die Preußische Akademie zu einem Zentrum des europäischen Geisteslebens machte.
von Hans-Jürgen Mahlitz

Die größten Geister ihrer Zeit, versammelt um Friedrich II. – ein Bild, das so gar nicht zu dem Zerrbild passt, das noch heute gern von Preußen gezeichnet wird. Aber der Preußenkönig war ein Großer, auch in der Förderung von Geistesleben und Wissenschaften.

Als der 28-jährige Friedrich am 31. Mai 1740 den preußischen Thron bestieg, war der „Antimachiavell“, sein wohl wichtigstes literarisches Werk, gerade ein Jahr erschienen. Die Erwartungen unter Europas führenden Geistesgrößen waren hoch: Würde der junge König seine kühnen Visionen vom tugendhaften, aufgeklärten Idealmonarchen umsetzen können? Würde er, der besser französisch als deutsch sprach (und schrieb), dem französisch geprägten Absolutismus – L’État c’est moi, der Staat bin ich – seinen „Ersten Diener des Staates“ gegenüberstellen? Würde er auch im Herrscheramt die Querflöte dem Säbel vorziehen?

Die hochgesteckten Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Fried­rich hob die Folter weitgehend auf, milderte die Pressezensur, verkündete Religionsfreiheit. Und in einem Brief an Voltaire, den er in Rheinsberg kennen- und schätzen gelernt hatte, wies er bereits am 27. Juni 1740 stolz darauf hin, dass er unmittelbar nach seinem Amtsantritt die Neuorganisation der „Königlich Preußischen Societät der Wissenschaften“ in Angriff genommen habe („J’ai posé les fondements de notre nouvelle Académie“).

Diese Einrichtung war 1701 zeitgleich mit dem preußischen Königreich gegründet worden, entsprach aber noch lange nicht den visionären Vorstellungen Fried­richs. Zwar war ihre Struktur von Anfang an auf Zukunft angelegt; mit Gottfried Wilhelm Leibniz hatte sie einen hervorragenden Gründungspräsidenten, und ihre Aufteilung in je zwei geistes- und naturwissenschaftliche Klassen stellte eine weltweite Neuerung dar. Jedoch blieb unter Friedrichs Vater der Societät eine weitere fortschrittliche Entwicklung versagt. Der sogenannte Soldatenkönig nahm sie eher am Rande wahr, finanzieren durfte sie ihre Arbeit ausschließlich aus dem Privileg, Herstellung und Verkauf von Kalendern als Monopol zu betreiben.

Obwohl Fried­rich der Große schon ein halbes Jahr nach der Thronbesteigung als Feldherr gefordert war, hat er die Neugestaltung der Societät keineswegs vernachlässigt. Zügig ging er daran, die in dem zitierten Brief an Voltaire beschriebenen personellen Erweiterungen durchzuziehen. Führende Denker und Forscher wie Pierre-Louis Moreau de Maupertuis, Leonhard Euler, Jean-Baptiste le Rond d’Alembert oder Willem Jacob ’s Gravesande standen auf seiner Wunschliste und sollten sich wenig später in seiner Tafelrunde wiederfinden.

Der Durchbruch gelang Anfang 1743. Am 24. Januar wurde auf Betreiben Seiner Majestät die Vereinigung der „Societät der Wissenschaften“ mit der „Nouvelle Société Littéraire“ zur „Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften“ besiegelt. Als neuartiges Finanzierungsmodell trat neben das Kalenderprivileg die Ausschreibung von Preisaufgaben. Damit konnte die Akademie ungelöste natur-, geistes- und staatswissenschaftliche Fragestellungen aufgreifen und beantworten. Eine der spektakulärsten dieser Preisfragen datiert in der Spätzeit der Regentschaft Friedrichs. Am 16. Oktober 1777 schickte er der Akademie eine Order, in der er, „da Unser beständiges Ziel der Fortschritt der philosophischen Aufklärung ist“, die Preisfrage „Ist es nützlich, das Volk zu betrügen?“ anregte („S’il peut être utile de tromper Le Peuple?“).

Die königliche Akademie verzeichnete 42 Einsendungen, darunter von Marie Jean Antoine Nicolas Caritat, Marquis de Condorcet und Jean Paul, Rudolf Zacharias Becker und dem spätere Preisträger Frédéric de Castillon, aber auch von drei Landpfarrern sowie einem philosophierenden Gastwirt.

Das Verdienst, die preußische Akademie zu einem führenden europäischen Wissenschaftszentrum erhoben zu haben, kommt in erster Linie Pierre-Louis Moreau de Maupertuis (1698–1759) zu. Der französische Philosoph, Mathematiker, Astronom und Naturforscher war von Anfang an Friedrichs Wunschkandidat und wurde am 1. Februar 1746 zum ersten Präsidenten der Akademie ernannt.

Seine zehnjährige Amtszeit war einerseits geprägt von großen wissenschaftlichen Erfolgen, andererseits von allerlei kleinkarierten Querelen, deren Ursachen wohl vor allem in dem schwierigen Charakter Maupertuis’ lagen. Voltaire, der anfangs seine Berufung begrüßt und befördert hatte, polemisierte heftig gegen ihn, konnte ihm damit aber nicht das Wohlwollen des Königs entziehen. Dessen frühzeitige Bemühungen um einen Nachfolger gründeten nicht auf einem persönlichen Zerwürfnis, sondern auf der Kenntnis vom immer schlechteren Gesundheitszustand, der eine weitere Amtsführung des Akademiepräsidenten unmöglich machte.

Friedrichs Wissenschaftspolitik war entscheidend davon geprägte, dass er – mehr als zwei Jahrhunderte vor dem Internet – ein Netzwerk aufbaute: Er vernetzte die unterschiedlichsten geistes- und naturwissenschaftlichen Disziplinen, er vernetzte Forschung, Politik und Gesellschaft, und er vernetzte die führenden Köpfe ganz Europas. Dabei blieb er stets seinem praxisnahen Motto treu: „Wer bewirkt, dass dort, wo bisher ein Halm wuchs, nunmehr zwei Halme wachsen, der hat mehr für ein Volk geleistet als ein Feldherr, der eine Schlacht gewann.“

In einer „Abhandlung über den Nutzen der Künste und Wissenschaften“, die am 27. Januar 1772 in der Akademie verlesen wurde, bekundete der visionäre Preußenkönig: „In unsren Tagen sind wir an einen Punkt gekommen, dass eine Regierung in Europa, die es versäumte, die Wissenschaften zu fördern, binnen kurzem um ein Jahrhundert hinter ihren Nachbarn zurückstehen würde.“ Worte, die nichts an Aktualität eingebüßt haben und unseren heutigen Politikern ins Stammbuch geschrieben seien – im Namen Friedrichs des Großen. 

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 01/12, 07.01.2012

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Historienfilme zum Friedrich-Jahr 2012

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weitere Informationen:
Friedrich der Große uns seine Bedeutung für das heutige Deutschland.
Welche Fundamente hat er gelegt, worin bleibt er vorbildlich?
Staats- und wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG) Hamburg
www.deutschlandjournal.de/Deutschland_Journal_Sonderausg/deutschland_journal_sonderausgabe


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