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Der unsterbliche König
Zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen –
Seine Idee ist Erbe und Auftrag
von Jan Heitmann
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„Ich
hätte dazu getaugt, das Leben eines Weisen zu führen. Aber ein Dämon, der mir
meine Ruhe nicht gönnte, hat mich auf die Bühne der politischen Wechselfälle
gehetzt.“ Diese schlichten Worte Friedrichs des Großen gegenüber seinem
Privatsekretär Henri de Catt beschreiben das Widersprüchliche im von der Kunst
ebenso wie vom Militärischen dominierten Leben des Preußenkönigs treffender, als
es jede inhaltsgewaltige Biografie je könnte. Am 24. Januar jährt sich zum 300.
Male der Geburtstag des Ausnahmemonarchen, der aus des „Heiligen Römischen
Reiches Streusandbüchse“ ein fortschrittliches Staatswesen und eine europäische
Großmacht formte und uns die ewig gültige „preußische Idee“ hinterließ.
Der große Preußenkönig war Staatsmann und Lenker
eines Staates, umsichtiger und schöpferischer Verwaltungsbeamter, Feldherr,
Philosoph, Künstler, Schriftsteller und Menschenkenner mit Sympathie und
Sarkasmus. Ein aufgeklärter Monarch, so außergewöhnlich begabt, dass er diese
durchaus widersprüchlich erscheinenden Eigenschaften in sich zu vereinen und
ihrer Entfaltung Raum zu geben vermochte. Wie kein anderer Monarch der
absolutistischen Epoche hat Friedrich seine Rolle als Herrscher reflektiert und
schriftlich niedergelegt. Seine vom Geist der Aufklärung geprägten Schriften
waren ebenso wie seine militärischen und staatstheoretischen Studien
Meisterwerke ihrer Zeit. Auch wenn Friedrich viele seiner Vorstellungen nicht in
die Praxis umsetzen konnte, galt Preußen gegenüber den Verhältnissen in anderen
Ländern als vorbildlich.
Friedrich II. war also weit mehr als nur ein
König. Er ist eine historische Größe, was nicht allein mit seinem ehrenden
Beinahmen „der Große“ zu tun hat. Ohnehin beruht diese „Verleihung“ auf
subjektiven Wertungen in der jeweiligen historischen Epoche, deren Kriterien
nicht messbar oder gar festgeschrieben, sondern vom Zeitgeist beeinflusst
sind. Im Falle Friedrichs allerdings ist die in dem Beinamen zum Ausdruck
kommende Größe auch heute weitgehend unumstritten, haben doch nicht allein seine
militärischen Erfolge einen geradezu mythischen Nachruhm begründet. Vielmehr
ragt er vor allem durch seine facettenreiche Persönlichkeit, die ihm ein
positives und unvergängliches Wirken auf so vielen staatlichen und
gesellschaftlichen Feldern ermöglicht hat, aus der großen Schar der europäischen
Herrscher hervor. Friedrich hat nicht die Welt, wohl aber die Menschen und ihr
Denken verändert. Er verfolgte keine Visionen, hing keinen Utopien an und er
dachte nicht revolutionär oder in Räumen. Seine politischen Denkkategorien waren
Staaten und Ordnungen.
Schon zu Lebzeiten hat es Friedrich nicht an
Freunden und Bewunderern, aber auch nicht an Gegnern und Kritikern gemangelt.
Daran hat sich nichts geändert, auch wenn das Friedrich-Bild immer wieder
politisch bedingten Schwankungen unterworfen war. Seine Zeitgenossen bewunderten
ebenso wie die Nachwelt an dem großen König vor allem das, was sie als
bürgerliche Tugenden verstanden: sein Pflichtgefühl, seine Selbstzucht, sein
Arbeitsethos, seine Standhaftigkeit, seine Fähigkeit zur Selbstbeschränkung und
Mäßigung sowie seine Güte und Milde gegenüber dem einfachen Mann. Seinen
Kritikern dagegen galt er als eigensinnig, als Spötter, als Militarist und als
politischer Vabanquespieler.
Jeder möge sich heute seine eigene Meinung über
Friedrich bilden, ganz im Sinne der Freiheit des Geistes, die er seinen
Landeskindern gab und vorlebte. Wer dies tut, möge ihn aber nicht nach den
heutigen, sondern nach den Maßstäben seiner Zeit beurteilen.
Den nach ihm regierenden Hohenzollern waren sein
Vermächtnis und die ehrende Erinnerung an ihn Verpflichtung. Ein Nachkomme
Friedrichs des Großen danke nicht ab, ließ Wilhelm II. seine Berater wissen, als
sie ihm 1918 den Gang ins Exil nahelegten. Doch es sollte anders kommen. „Möge
Friedrich der Große der unsterbliche Friedrich sein!“, schrieb Voltaire kurz vor
seinem eigenen Tod an den Preußenkönig. Dieser Wunsch des Dichters ging in
Erfüllung. Auch wenn das irdische Dasein Friedrichs endlich war und das von ihm
Geschaffene materiell mit Wilhelm II. unterging, lebt Friedrich fort. Er lebt
fort in allem, was an Preußen vorbildlich und universell gültig ist. Seine
„preußische Idee“ ist uns Erbe und Auftrag.
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