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Ende der Philipponen von Fryderyk Tegler Das geistliche Leben im Kloster der Dreifaltigkeit und des Erlösers im ostpreußischen Eckertsdorf, besser bekannt als Philipponenkloster, hat mit dem Tode der letzten Ordensschwester, der 89jährigen Schwester Fima – bürgerlich Afimia Kuschmierz –, am 8. April 2006 ein Ende gefunden. „Alles hat seine Zeit!“, so heißt es schon in der Bibel. Die Altgläubigen, auch Philipponen genannt, hatten im 17. Jahrhundert die Reformen der Russisch-orthodoxen Kirche nicht anerkannt und pflegten ihren Glauben weiterhin nach Altem Ritus. Als Gründer der Glaubensgemeinschaft gilt ihr Prophet Philipp, der den Tod auf dem Scheiterhaufen fand. Wegen ihrer religiösen Anschauungen verfolgt, wurden sie zur Emigration nach Preußen gezwungen, wo ihnen König Friedrich Wilhelm III. per Sondergesetz 1825 Glaubensfreiheit und Zuflucht gewährte und sie eine neue Heimat fanden. Die ersten Altgläubigen trafen in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts in Masuren ein. Die Geschichte der masurischen Altgläubigen ist eng mit dem Kloster in Eckertsdorf verbunden, dessen Anfänge in das Jahr 1836 zurückreichen, als Lawrientrij Pastropin (1762–1851) am Ufer des Duss-Sees eine kleine Einöde gründete. 1847 wurde sie zum Kloster umgewandelt. In dieser Zeit lebten in zehn Dörfern der Johannisburger Heide bereits fast 5.000 Altgläubige. Die größte Blütezeit des Frauenklosters fällt in die Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Neben den strengen religiösen Praktiken arbeiteten die Nonnen hart in der Landwirtschaft, dem Sozialdienst und in der Krankenpflege. Das Kloster überstand die Wirren des Zweiten Weltkriegs. Anfang der 60er Jahre lebten noch zwölf Nonnen unter ihrer Oberin, Schwester Antonina, im Kloster. Nach dem Tod der letzten Oberin, übernahm Schwester Lena, bürgerlich Helene Stopka, bis zu ihrem Tode am 30. März 2005 die geistliche Leitung des Klosters, das aber inzwischen Familie Ludwikowski aus Nikolaiken gerichtlich übertragen wurde, die sich um die Erhaltung des Klosters bemühten. Das Kloster blieb in den Folgejahren auch vor fragwürdigen Enteignungsmaßnahmen des polnischen Staats nicht verschont. So wurden die einzigartige Ikonensammlung und wertvolle Bücher im Rahmen einer nächtlichen Aktion ins Museum für Ermländische Geschichte auf das Schloß Heilsberg verbracht. Diese Maßnahme wurde später als Schutz vor Beschädigung und Kunstraub legitimiert. Die letzten beiden bescheiden lebenden Schwestern waren in den 90er Jahren immer wieder in Filmbeiträgen vorgestellt worden, was den Ruf des Klosters als Sehenswürdigkeit und als lebendiger Beleg für die Toleranz Preußens noch forcierte. Das von den Medien
vielbeachtete und von Touristen unaufhörlich aufgesuchte masurische Kleinod am
Duss-See ist heute als Klostermuseum zu besichtigen. Die Gräber der letzten
beiden Schwestern befinden sich auf dem kleinen Friedhof auf der Rückseite der
Klostergebäude.
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