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Die Mär vom preußischen Militarismus
Ein Kommentar von Martin Guddat

Wenn die deutsche Öffentlichkeit des alten Preußen gedenkt, geschieht das wie jetzt zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen an den wenigen unvermeidlichen Jubiläumstagen und stets mit der gewohnten Distanz. Preußen ist für die große Mehrheit für tot erklärt, und wer nicht als Ewiggestriger gelten will, tut gut daran, es dabei zu belassen. Begraben ist der Staat, der Selbstbeschränkung und Gemeinsinn als Voraussetzung für ein gedeihliches Zusammenleben predigte, vergessen der gute Geist des Landrechts, der zur Wahrung des inneren Friedens von jedem Bürger „sittlich gute Gesinnung gegen die Mitbürger“ forderte. An die Stelle der heute als hausbacken geltenden Werte ist die Selbstverwirklichung um jeden Preis getreten.

Obwohl die Menschen ahnen, dass ein Staat, der Egoismen zu Lasten der Gemeinschaft nicht nur zulässt, sondern durch Nachlässigkeit sogar fördert, irgendwann am sozialen Frieden scheitern muss, wird das alte Preußen, das in weiser Voraussicht jedem nur das Seine zuteilte, statt jedem alles zu gewähren, als Muster nicht einmal erwogen. 30 Jahre wilhelminischer Verirrung und die politisch gewollte Verfremdung des Geschichtsbildes als Urquelle des Militarismus haben ausgereicht, um eine ganze Epoche von 200 Jahren pauschal zu verurteilen. Durch ständige Wiederholung ist das Urteil zum Gesetz geworden, ohne dass seine Berechtigung noch hinterfragt wird.

Wer genau hinschaut, wird im klassischen Preußen keinen Anhaltspunkt für den wilhelminischen Imperialismus und Militarismus finden. Seine Außenpolitik zielte nicht auf maßlose Expansion oder beherrschenden Einfluss, sondern bezweckte lediglich, dem Land eine solche Größe zu geben, dass es sich ein jeder Bedrohung gerecht werdendes Heer leisten konnte. Österreich zu zerschlagen oder seine Führungsrolle durch eine preußische zu ersetzen war nie das Ziel friderizianischer Politik. Deutschland als solches spielte in ihr überhaupt keine Rolle. Es waren die Reichsstände, die sich nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg erstmalig fragten, ob die Reichsinteressen bei Preußen nicht besser aufgehoben seien als beim unberechenbaren Kaiser Joseph II.

Das Land war auch kein Militärstaat. Die Ressortchefs im Generaldirektorium, das den Souverän in der Regierungsarbeit unterstützte, waren Zivilisten, die sich zwar Kriegsminister nannten, aber außer einigen Verwaltungsfunktionen keinerlei Verbindung zum Militär hatten. Dass nicht sie, sondern die Spitzen des Militärs protokollarisch die ersten Ränge einnahmen, ist angesichts der Bedeutung der Armee für die gerade einmal zwölf Jahre alte Monarchie durchaus verständlich. Wenn Preußen tatsächlich der berüchtigte Militärstaat gewesen wäre, dürfte er kaum zum Leitstern der fortschrittlich denkenden Bürger der deutschen Partikularstaaten geworden sein und Männer wie den Freiherrn vom Stein oder Hardenberg angezogen haben.

Auch Friedrich II. hat sich vom Militär niemals verführen lassen. Dass er im Zeitalter des Absolutismus die militärische Macht zur Durchsetzung seiner politischen Ziele benutzte, macht ihn ebenso wenig zum Militaristen wie die Herrscher Österreichs, Englands oder Frankreichs, die von 1701 bis 1864 sogar mehr Kriege führten als Preußen. Er erscheint nur kriegerischer, weil er als erster offen dafür eintrat, die gleichberechtigte Wahrnehmung von Staatsinteressen nicht mit sittlichen Grundsätzen zu ummanteln. Kriege mit „gerechten“ Ansprüchen oder der Beseitigung von Ungerechtigkeit zu rechtfertigen, empfand er als scheinheilig. Kriege zu führen war für ihn keine Frage der Moral, sondern der kühlen Abwägung von Vor- und Nachteilen, also der Vernunft. Die Klugheit gebot, die Gewichte nur insoweit zu verschieben als die politische Balance insgesamt gewahrt blieb. Lag diese Voraussetzung vor, war ein Krieg als letztes Mittel der Durchsetzung staatlicher Interessen verantwortbar.

Friedrich hat in diesem Rahmen zwölf Jahre Krieg geführt und 46 Jahre an der Spitze der Armee gestanden, ohne von einem Feldherrn seiner Zeit in der Strategie übertroffen worden zu sein, was für den taktischen Bereich nur bedingt gilt. Zwar hat nach den Worten Napoleons Leuthen allein genügt, um ihn unsterblich zu machen, aber dafür endeten andere Schlachten durch Leichtsinn fatal. Die Niederlagen von Kunersdorf und Hochkirch wären vermeidbar gewesen, wenn eine bessere Ortserkundung durchgeführt worden wäre oder die Berater Gehör gefunden hätten. Selbst zu der blamablen Kapitulation von Maxen hätte es nicht kommen müssen, weil die für Finck ungünstige Ausgangsstellung bekannt war. An Kritik am Roi Connétable hat es deshalb schon zu Lebzeiten nicht gefehlt. Prinz Heinrich verstieg sich darin sogar bis zur Bissigkeit. Es ist müßig zu fragen, ob die trotzdem erzielten Erfolge sich damit erklären, dass er als Feldherr eine gute Armee hatte oder die Armee in ihm einen hervorragenden Führer. Beide ergänzten sich kongenial. Versagte das Heer, war der König als Roi Connétable immer vor Ort, um der Situation eine neue Richtung zu geben. Machte er Fehler, glich das Heer sie mit fast übermenschlichem Einsatz wieder aus.

Friedrich der Große, der von Natur aus wie sein Bruder August Wilhelm zu einer genießenden Lebensführung angelegt war, hatte für sich erkannt, dass die Größe eines Menschen sich nach der Erfüllung moralischer Pflichten bemisst. Er hat als oberster Feldherr unter dem Druck der Verantwortung für das Schicksal tausender Soldaten, menschlicher wie politischer Enttäuschungen, zerstobener Hoffnungen und des zeitgleichen Verlusts ihm nahe stehender Personen den Soldaten seine Maxime „Mein Geist und mein Körper müssen sich nach ihrer Pflicht richten. Es ist nicht notwendig, dass ich lebe, sondern dass ich tätig bin“ die Selbstrücknahme seiner Person zu Gunsten einer übergeordneten höheren Sache (Pflicht) im Felde immer wieder vorgelebt und sie damit zur Nachahmung beflügelt. Nicht Drill und formale Disziplin, sondern der kopierte persönliche Verzicht war der Grund für die außerordentlichen Leistungen der Armee.

Wie in der Armee die Soldaten, bestimmen im Staat die Bürger die Qualität der Gesellschaft. Sie kann nur gedeihen, wenn alle die Ausgewogenheit von individuellen und allgemeinen Ansprüchen beachten. Der altpreußische Soldat hatte am König gelernt, sich als Teil einer Gemeinschaft zu sehen, die nur überleben kann, wenn ihre Mitglieder deren Interessen höher stellen als die eigenen. Wenn wir nur das eine von ihm lernten, wäre unserer Gesellschaft viel geholfen.

Die Erkenntnis mancher Geschichtsphilosophen, dass die Historie nichts lehre, weil die Zeitumstände jeweils andere seien, mag dem modernen Menschen genügen, sie so zu belassen, wie sie sich ihm heute darstellt. Wer jedoch der Ansicht ist, dass sich aus ihr durchaus die eine oder andere zeitlose Lehre ziehen lässt, und tiefer sieht, wird zu Schlüssen kommen, die nachdenklich stimmen.


Dr. jur. Martin Guddat
(*1943) trat nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und Lausanne 1972 in die Bundeswehrverwaltung ein. Von 1982 bis 1993 arbeitete er im Bundeskanzleramt. 1993 wurde er Vizepräsident des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung, 1996 Chef der Rüstungsabteilung im Bundesministerium der Verteidigung und ging 1998 in den einstweiligen Ruhestand. Er ist Reserveoffizier und befasst sich mit der preußischen Militärgeschichte.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 10/12, 10.03.2012

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Quelle: www.youtube.com/watch?v=oqMhsmCYhNY, 2012

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