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Was von ihm bleiben wird
Friedrich der Große: Annäherung an eine widersprüchliche Persönlichkeit zu dessen 300. Geburtstag
von Klaus J. Groth

Friedrich der Große – was können wir heute von ihm lernen? Wetten, dass dies in den nun folgenden 340 Tagen eine der am häufigsten gestellten Frage wird? 2012 ist Friedrich-Jahr. Vor 300 Jahren, am 24. Januar 1712, kam der Preußenkönig zur Welt. Dass allerdings auch jeder, der die Frage stellt, was von dem großen Preußen zu lernen sei, darauf wirklich ernsthaft eine Antwort sucht, darf bezweifelt werden.

Immerhin, dass überhaupt so gefragt wird, zeugt von einem Wandel des Zeitgeistes. 20 Jahre zuvor wäre die Frage noch recht leise formuliert worden und noch weitere 20 Jahre zurück wäre sie ziemlich unzulässig gewesen. Dabei ließe sich von Friedrich dem Großen eine Menge lernen zu Problemen, die uns gerade aktuell umtreiben. Zwei Stichworte dazu:

1. Alte Freundschaften und politisches Amt. Nach Jahren der Drangsal und des Leidens unter der Strenge des Vaters erlebte Friedrich die wohl glücklichste Zeit seines Lebens auf Schloss Rheinsberg, begleitet von zahlreichen jugendlichen Freundschaften. Als Friedrich Wilhelm I. 1740 starb und Friedrich dem Vater im Alter von 28 Jahren auf den Thron folgte, da rechneten sich viele der Freunde – die Rheinsbergeois – prächtige Chancen für ihre persönliche Zukunft aus. Sie wurden enttäuscht, allesamt. „Die Possen haben nun ein Ende“, beschied Friedrich und bei anderer Gelegenheit sagte er knapp: „Jetzt bin ich König“ und setzte damit andere, strengere Maßstäbe. Der Spaß der vergangenen Tage wurde nicht mit einträglichen Posten belohnt. Es regnete nicht Dukaten, wie der Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff erwartet hatte. Bei Hofe sprach man bald vom „journée des dupes“, vom Tag der Dupierten. Amt und Kumpanei, das waren für Fried­rich den Großen nicht Rock und Hose vom selben Stoff. Heute meint mancher, auf solche Unterscheidung verzichten zu dürfen.

2. Geld und Verantwortung. Folgender Satz aus dem Politischen Testament Friedrichs des Großen sei allen politischen Euro-Rettern und regierenden Schuldenmachern ins Stammbuch geschrieben: „Der Hirt schert seine Schafe, zieht ihnen aber nicht das Fell ab.“ Mit anderen Worten: Steuern und Abgaben können nicht schadlos erhöht werden. Sein Vater habe Schulden in Höhe von drei Millionen Talern hinterlassen, er selbst habe sie auf fünf Millionen erhöht, damit sei die Grenze erreicht. Diese Summe hielte das Geld im Lande und sichere den Kreditgebern eine sichere Rendite. Werde aber noch mehr Geld aufgenommen, entziehe man es der Wirtschaft. Die Schuldenbremse ist also keineswegs eine Erfindung unserer Tage. Friedrich der Große sparte in guten Zeiten, um die Ausgaben in Notzeiten bestreiten zu können, ohne die Steuern zu erhöhen. Denn der Privatmann solle nicht sein halbes Einkommen mit dem Herrscher teilen, sondern den Hauptteil selbst behalten und genießen können.

Dies sind zwei kleine Beispiele, mit denen der Preußenkönig Zeichen setzte, die seiner Zeit voraus waren und die weit über seine Zeit hinausragten. Sie zählen nicht einmal zu jenen Taten, mit denen sich der König das Prädikat „der Große“ erwarb. Sie gehören vielmehr zu dem soliden Unterbau, aus dem allein Großes wachsen kann.

Dass er einmal als Friedrich der Große in die Geschichtsbücher eingehen würde, das hätte bei seiner Geburt am 24. Januar 1712 niemand vorausgesagt. Zwei ältere Brüder, Friedrich Ludwig und Friedrich Wilhelm, waren bereits im ersten Lebensjahr beim Zahnen gestorben. Umso größer war die Freude über die Geburt dieses Jungen, die gesamte königliche Familie hatte sie herbeigesehnt. Insbesondere der Großvater, der regierende König Friedrich I., war überaus glücklich, die Geburt eines Erbens der jungen preußischen Krone noch erleben zu dürfen.

Der Oberhofzeremonienmeister Johann von Besser notierte in den „Ceremonialacta und Journal des Preußischen Hofes“ die Geburt Friedrichs mit diesem feierlichen Eintrag:

„Sonntags Morgens nach der Predigt, da man eben in der Predigt um eine glückliche Genesung der Kronprinzessin wegen herangenahter Geburtsstunde gebeten, genas sie zwischen 11 und 12 Uhr ihres dritten Prinzen. S. M. (Seine Majestät; Friedrich I., d. Red.) hatten sich eben in ihrem Georache an die Tafel gesetzet, aber weilen kurz darauf der Königliche Leibmedicus, der Herr Hofrat Gundelsheim, die fröhliche Zeitung von der Geburt eines Sohnes gebracht, wurde S. M. vor Freuden so sehr darüber alterirt, daß sie mit Tränen in den Augen sich alsbald zur Kronprinzessin herübertragen ließen und hernachmals nichts essen konnten. Die Glocken wurden alsbald geläutet und alle Stücke (Kanonen, d. Red.) auf den Wällen gelöset. Auf den Abend ward bei Sr. K. H. dem Kronprinzen eine kleine Réjouissance (Freudenfest, d. Red.) angestellet.“

Die Eltern ließen ihren dritten Sohn bereits eine Woche nach der Geburt am 31. Januar taufen. Eine Stunde lang läuteten die Glocken. Schweizer und Gardisten standen in Doppelreihe bis zur Schlosskapelle. Das Kind war in ein silbern gewirktes, mit Brillanten besetztes Taufkleid gekleidet. Auf dem Kopf hatte es eine kleine Krone. Sechs Gräfinnen trugen die Schleppe des Täuf­lings.

Patinnen und Paten hatten Vertreter entsandt. Zu den Paten zählten auch Kaiser Karl VI., Zar Peter I. der Große, Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, die Kaiserin-Witwe Wilhelmine Amalie, die Kurfürstin Sophie-Dorothea und die Kurfürstin-Mutter Sophie von Hannover, die Herzogin-Witwe Eleonore von Braunschweig-Bevern und die Herzogin Christine von Meck­lenburg.

Der Vater, Kronprinz Friedrich Wilhelm in Preußen (1688–1740), und die Mutter, Sophia Dorothea von Braunschweig-Lüneburg-Hannover (1687–1757), hatten den Sohn wie auch seine Brüder nach dem Großvater benannt, weil dieser Name dem „Hause glücksbringend gewesen ist“. Sie hatten mit Friedrich allerdings einen Namen gewählt, der widersprüchlicher zum späteren Leben seines Trägers nicht sein konnte. Der Name bedeutet „der an Frieden Reiche“, und das war Fried­rich der Große nun wirklich nicht. Doch Widersprüche und Gegensätzlichkeiten ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben dieses Mannes. Und so sind auch die Beziehungen zu ihm von Widersprüchen geprägt. Bezeichnenderweise trägt die Ausstellung, welche die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Jubiläumsjahr im restaurierten Neuen Palais in Potsdam ausrichtet, den doppeldeutigen Titel „Friederisiko“. Ein eindeutiges Bekenntnis zur Lebensleitung Friedrichs ist das zumindest nicht. Vielmehr soll damit verdeutlicht werden, wie risikoreiche Politik das Land einige Male an den Abgrund führte.

Nicht erst seit preußische Tugenden wie Fleiß, Treue, Gehorsam, Disziplin, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ordnungsliebe, Höflichkeit und Sauberkeit allenfalls noch als Sekundärtugenden durchgehen, mit denen man laut Oskar Lafontaine auch ein KZ betreiben könne, scheiden sich an der Persönlichkeit Friedrich des Großen die Geister. Entsprechend säuerlich gerät das Lächeln mancher Gratulanten.

Das hat – wie alles, was mit Preußen zu tun hat – Tradition. Anerkennung und schroffe Ablehnung, Lob und Anklage in einem Atemzug, das macht das Bild Friedrichs des Großen aus, seit über diesen Mann berichtet und geurteilt wird.

Schon erstaunlich, wer sich alles dieses Geburtstages bedient. Sogar der „Stern“ widmet ihm eine sechsteilige Serie, die im großen Stil beworben wird. Ohne Verrenkung geht das allerdings nicht. Laut „Stern“-Werbetext ist Preußen ein Staat, „der fasziniert und abstößt, der untergegangen ist und noch bis heute nachwirkt“. Die Widersprüche in der Persönlichkeit des Preußenkönigs, sie leben bis heute fort.

Dennoch zählt er zu den wenigen, denen trotz aller Kritik und auch Anfeindung das Attribut „der Große“ nicht dauerhaft aberkannt wurde. Mehr als 150 Herrschern ist ein solcher Namenszusatz als „Magnus“, „the Great“ oder eben „der Große“ verliehen worden. Viele verloren ihn bald wieder. Nur ganz wenigen wie dem Makedonier Alexander, dem Franken Karl, den Zaren Peter und Katharina blieb er erhalten. Und eben Friedrich II. von Preußen.

Alle der Genannten wird man als ausgesprochene Willensmenschen bezeichnen müssen. Ohne rücksichtslosen Willen ist historische Größe offenbar nicht zu erlangen. Für den Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt gehört zu einem „großen Individuum“ eine „abnorme Willenskraft, welche magischen Zwang um sich verbreitet und alle Elemente der Macht und Herrschaft an sich zieht und unterwirft“.

Die Verdienste Friedrich des Großen sind eindeutig zu benennen. Nur tun das wenige so klar wie der kürzlich verstorbene Historiker Wolfgang Stribrny, der in einem Vortrag vor der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft die selbst gestellte Frage, „Warum ist Friedrich nach heutigen Maßstäben groß zu nennen?“ so beantwortete:

„1) Dank ihm wurde Preußen der erste Staat der Welt, in dem Glaubensfreiheit herrschte.

2) Dank ihm wurde Preußen zum ersten modernen Rechtsstaat auf dem Kontinent. Das unter ihm ausgearbeitete, unter seinem Nachfolger 1794 in Kraft getretene Allgemeine Landrecht war eine Art Verfassung.

3) Unter ihm wurde in Preußen als dem ersten großen Land der Welt von der Maas bis an die Memel die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Jungen durchgesetzt.

4) Preußen war unter Friedrich ein übernationaler Staat, in dem die Treue zum König und zur preußischen Staatsidee, nicht eine Sprache oder ein Glaubensbekenntnis entscheidend war.“

Das ist eine außerordentliche Lebensleistung für einen Mann, dessen Königreich bei seiner Thronbesteigung gerade mal seit vier Jahrzehnten bestand, dessen Territorien über Nord-, Nordwest- und Nordostdeutschland verstreut lagen, vom heutigen Ostpreußen über Brandenburg bis zu den Enklaven an Weser, Lippe und Rhein.

Der Historiker Jürgen Luh, Organisator des Großprojektes „Friedrich 300“ in Potsdam und Autor einer Biografie über den Preußenkönig, ist allerdings überzeugt, der Nachruhm Fried­richs II. sei in erster Linie Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache zu verdanken. Auf einer Tagung zur Vorbereitung des Jubiläumsjahres kam er zu dem Schluss: „Seine große Leistung, und dafür ist er in meinen Augen auch der Große, ist, dass er es wie kein anderer geschafft hat, das Bild, das sich die Nachwelt von ihm gemacht hat, selbst zu bestimmen.“ Von vielem, was jetzt veröffentlicht wird, kann man allerdings kaum den Eindruck haben, es entspreche dem Wunschbild des Preußenkönigs von sich selbst. Stoff zu Diskussionen wird es mehr als genug geben. Das Friedrich-Jahr verspricht ein spannendes Jahr zu werden.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 03/12, 21.01.2012

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Historienfilme zum Friedrich-Jahr 2012

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weitere Informationen:
Friedrich der Große uns seine Bedeutung für das heutige Deutschland.
Welche Fundamente hat er gelegt, worin bleibt er vorbildlich?
Staats- und wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG) Hamburg
www.deutschlandjournal.de/Deutschland_Journal_Sonderausg/deutschland_journal_sonderausgabe


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