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 Wo liegt Königsberg? 
Dr. Herbert Hupka MdB: 
Annexionen werden durch Anpassung nicht rechtens 
 „In 
der Sowjetunion", so Bundeskanzler Schmidt, „auf sowjetischem Territorium", so 
Staatssekretär Bölling, als der Standort beschrieben werden mußte, auf dem ein 
Atomkraftwerk entstehen soll, wie es soeben während der deutsch-sowjetischen 
Verhandlungen mit dem Ziel der Energieversorgung für West-Berlin beschlossen 
worden ist. Erst der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Prof. Dr. 
Carstens, sorgte in seiner Antwort an den Bundeskanzler für die zutreffende 
Standortbezeichnung Ostpreußen. Inzwischen hat sich die Wochenschau „Dabei" 
beeilt, mit Schmidt und Bölling gleichzuziehen und den Ort des neu zu 
errichtenden Atomkraftwerkes knapp und gehorsam Kaliningrad zu nennen. 
Daß man in zunehmendem Maße in ausländischen 
Zeitungen immer wieder nur Kaliningrad und Sowjetunion lesen muß, ist betrüblich 
genug, aber wen wundert es noch, wenn nicht nur die Sowjetunion beharrlich auf 
Kaliningrad pocht, sondern auch deutscherseits die sowjetische Sprachregelung 
und Annexionspolitik brav übernommen wird. Niemand wird es einfallen, für Moskau 
Moskwa zu sagen oder für Straßburg Strasbourg, nur im Falle des Geburtsortes von 
Kant und der Hauptstadt Ostpreußens besteht offensichtlich eine geradezu 
tiefergebene Bereitschaft, jedenfalls in den Kreisen der Bundesregierung bis hin 
zum Bundeskanzler, Ostpreußen und Königsberg lieber totzuschweigen, als 
unangenehm dort aufzufallen, wo Ostpreußen und Königsberg aus Geographie und 
Geschichte gestrichen worden sind. 
Ausgerechnet der chinesische Ministerpräsident 
Tschu En-lai war es, der zu einer Besuchergruppe deutscher Wirtschaftler gesagt 
hat, er kenne keine Stadt namens Kaliningrad, wohl aber Königsberg, „eine 
berüchtigte Erklärung", Wie soeben erst eine politische Wochenschrift bemerkte, 
übrigens sprach Tschu En-lai aus eigener Erfahrung, denn als Student hatte er 
auf dem Wege nach Berlin in Königsberg Station gemacht. 
Annexionen werden nicht dadurch rechtens, daß man 
sich ihnen anbequemt und anpaßt. Es ist ohnehin ein höchst merkwürdiger Vorgang, 
daß die Sowjetunion zuerst den Norden Ostpreußens annektiert und nun von uns 
Deutschen erwartet, daß wir auch noch für die notwendige Infrastruktur Sorge 
tragen. Aber nicht nur dies verdient notiert zu werden, sondern auch die der 
gegenwärtigen Bundesregierung innewohnende Scheu und Angst, Ostpreußen und 
Königsberg beim deutschen Namen zu nennen. Warum nur so gefällig? 
 
  
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     Königsberg (Pr.) - 3 OB-Leitartikel  | 
   
 
 
 
 
  
    
    
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