Komm nun wieder, stille Zeit,
Krippe, Stern und Kerzen,
will in allen Erdenleid
diese Welt verschmerzen.
Zwischen meinen Fingern rinnt
still der Sand des Lebens,
weiß nicht, was der Weber spinnt,
doch er spinnt vergebens.
Was wir vor uns auch gebracht,
Pflugschar rauscht darüber.
Fährmann steht am Saum der Nacht,
und es ruft: "Hol' über!"
Kind und Stern und Dach und Tier,
so begann die Reise,
und so endet's dir wie mir:
erste, letzte Speise.
Aus den Windeln lächelt's stumm
zu der Mutter Neigen,
Ochs und Esel stehn herum,
und die Sterne schweigen.
Schuld und Fehle rechnen nicht,
jedes Herz muß tragen,
scheine wieder, sanftes Licht,
wie in Kindertagen.
Tief darüber beug' ich mich,
Gleichnis allen Lebens,
Ende fügt zum Anfang sich,
nichts scheint mehr vergebens
Wenn sich jede Tür verschließt,
eins kannst du bewahren:
daß du vor der Liebe kniest
noch in weißen Haaren.
Ernst Wiechert
|
Quelle:
Kurt Desch Verlag, München
|
|