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Die Herkunft der Prußen 
von Beate Szillis-Kappelhoff 
Über die Herkunft der Prußen ist viel spekuliert 
worden. Nach der Sage gehörten die skandinavischen Brüder Bruteno und Widewuto 
zu den prußischen Stammvätern, genauer Widewuto, der zwölf Söhne zeugte, während 
Bruteno oberster Priester war. Die Entstehung dieser Legende, so schön sie sich 
auch liest, liegt in der Zeit der Goten-Wanderung und hat mit der Realität 
nichts zu tun. Archäologen und Linguisten haben nachgewiesen, dass die 
baltischen Völker der Prußen und Kuren (Westbalten), Litauer und Letten 
(Ostbalten) ursprünglich zentral-asiatische Stämme in der Region des 
Dnjepr-Deltas waren. Als nach der letzten Eiszeit Flächen frei wurden und 
Nahrung boten, machten sie sich entland der Flüsse auf den Weg nach Norden, wo 
sie etwa ab 2500 v.Chr. sesshaft wurden. Ein Teil von ihnen wanderte west- und 
südwärts und ist dort verschollen.  
Im Norden trafen die Balten allerdings auf 
Menschen der Swidry- und Narwa-Kulturen, die aus West- und Süd-Europa den 
Küstenweg entlang kommend schon lange vor ihnen dort angesiedelt waren und mit 
denen sie sich vermischten. Diese Kulturen gehörten den Alt-Europäern an, die 
durch das Matriarchat und eine weiblich bestimmte Religion geprägt waren. Die 
Balten sind dagegen den Indo-Europäern zuzurechnen und brachten die 
patriarchalische Kultur und Religion mit. Ihre Sprachen sind dem Sanskrit sehr 
ähnlich:  
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"Deiws daits dantis; Deiws wirst datun geidis" (Prußisch) 
   
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"Dievas dave dantis; Dievas duos duonos" 
(Litauisch)
 
   
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"Devos adadat datas; Devas dat dhanas" (Sanskrit)
 
   
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"Deus dedit dentes; Deus dabit panem" (Latein)
 
   
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"Gott gab Zähne; Gott wird Brot geben" (Deutsch)
 
   
 
Häufig wird auf Ähnlichkeiten zwischen prußischen 
und slawischen Wörtern verwiesen. Linguisten erklären dies damit, dass Balten 
und Slawen schon in ihrer Ursprungsheimat Nachbarn gewesen wären, und die Slawen 
den Balten folgten. Etwa um die Zeitenwende beginnt die Einwanderung der Slawen, 
die dann um 400 n.Chr. expandiert und die Balten weiter nach Norden und Westen 
drängt. "Besuche" erhielten die Balten auch von Schweden, Wikingern, Dänen und 
Goten, jedoch sind gotische Gräberfunde selten. Um das Jahr 1200 n.Chr. gab es 
acht baltische Staaten mit feudalistischen Herrschern, die sich jedoch 
gegenseitig bekämpften. Als 1226 die Ordens-Ritter eindrangen, konnten sie 
letztlich deren modernem System nur unterlegen sein, auch wenn der Kampf mehrere 
Jahrzehnte dauerte.  
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