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Wladyslaw Bartoszewski hat die Versöhnung von Polen und Deutschen vorangebracht - im Umgang mit Erika Steinbach und dem Bund der Vertrieben hat er sich aber völlig verrannt. Wladyslaw Bartoszewski hat unstreitig große Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung erworben. Als Außenminister ist er Mitte der neunziger Jahre für eine enge Kooperation mit den Deutschen eingetreten. Und als erster polnischer Spitzenpolitiker zeigte er keine Scheu vor dem Bund der Vertriebenen. In einer Rede zum 50. Jahrestag des Kriegsendes würdigte er auch das Schicksal der Vertriebenen. Doch seit mehreren Jahren wirft er in oft drastischen Worten der Vertriebenenpräsidentin, der CDU-Abgeordneten Erika Steinbach, Revision der Geschichte vor. Dieser Vorwurf ist unbegründet: Steinbach hat nie Zweifel daran gelassen, dass die Vertriebenen "Opfer der Politik Hitlers" sind. Angela Merkel, Horst Köhler, der frühere Ministerpräsident Bernhard Vogel, der langjährige Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Hans Maier und viele andere haben immer wieder versucht, Bartoszewski zu verdeutlichen, dass der Bund der Vertriebenen längst nicht mehr Polen anklagt und keine Forderungen erhebt. Vielmehr möchte der BdV gewürdigt sehen, dass die Vertriebenen einen höheren Preis für den von allen Deutschen zu verantwortenden Krieg bezahlt haben als diejenigen, die zum Kriegsende in Süd-, West- oder Norddeutschland waren. Der 86-Jährige aber lässt dies nicht gelten. Nun stellt Bartoszewski Erika Steinbach, die ihre politische Karriere in deutsch-israelischen und christlich-jüdischen Gremien begonnen hat, auf eine Stufe mit dem Holocaust-Leugner Williamson. Das macht seine alten Freunde schlicht fassungslos. Bartoszewski hat sich völlig verrannt - und eben wegen seiner Verdienste hat dies eine tragische Note.
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