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Ehre, wem Ehre gebührt: Ehre, wem Ehre gebührt: Das E.T.A. Hoffmann-Denkmal kann es vielleicht auch bald in Kaliningrad/Königsberg geben, denn der berühmte Schriftsteller E.T.A. Hoffmann wurde hier geboren und ist eine bekannte Persönlichkeit für die Pregelstadt. In seinen Werken ist der mystischen Geist der Stadt zu spüren. Jedoch wurde ihm nie die gebührende Ehre in seiner Heimat erwiesen. Die Kaliningrader entschlossen sich nun, das zu ändern. Im Deutsch-Russischen Haus wurde das Projekt des Hoffmann-Denkmals besprochen. Sein Schöpfer ist der junge Kaliningrader Bildhauer Sergej Arischtschenko. Der Entwurf des Denkmals ist eine Diplomarbeit des Absolventen der Kunstakademie in Minsk und hinterließ auf die Dozenten der Akademie und auf die Mitglieder der Stadtregierung einen so tiefen Eindruck, so dass man dem Absolventen S. Arischtschenko vorschlug, eine Hoffmann-Skulptur auf einem der Plätze in der Hauptstadt von Weißrussland zu errichten. Doch Arischtschenko lehnte ab. In seinem Traum gibt es für den Schriftsteller der Romantik nur in Hoffmanns und seiner eigenen Heimat einen würdigen Platz; das ist die Stadt am Pregel. Deshalb steht heute das Modell des Denkmals im Foyer des Deutsch-Russischen Hauses in Kaliningrad, wo sich die Einwohner anlässlich des 235. Jahrestages von Hoffmann versammelten, um die Möglichkeit seiner Verwirklichung zu besprechen. Im Vordergrund bei allen Gesprächen stand immer wieder die Frage: Braucht Kaliningrad denn das E.T.A. Hoffmann-Denkmal überhaupt? Alle Anwesenden stimmten dem ausnahmslos zu. Im weiteren Gesprächsverlauf ging es darum, einen geeigneten Standort zu finden. Doch auch hier war man sich schnell einig. Man stellte fest, dass das Bronzen-Basrelief von Stanislaus Kauer am Haus in der Französischen Straße 25, dem Geburtshaus von Hoffmann, an den Schriftsteller erinnerte. Es gab noch ein weniger bekanntes Gipsrelief an einem anderen Hoffmann-Haus in der Poststraße, aber ein Denkmal wurde nie errichtet. In diesem Zusammenhamg wurde in den Diskussionen daran erinnert, dass Michail Schemjakin schon im Jahre 2004 angeboten hatte, ein Hoffmann-Denkmal zu errichten. Allerdings wurde daraus nichts, da die Arbeit eines solchen weltberühmten Meisters als zu teuer eingeschätzt wurde. Die Rede war von Kosten über einer Million. Schemjakin sagte übrigens, wenn er das Denkmal nicht in Kaliningrad errichten kann, dann werde er es mit Sicherheit in Berlin machen. Im Vergleich zu der expressiven und grotesken Art und Weise Schemjakins ist die Arbeit von Arischtschenko im klassischen Stil gemacht. Zieht man jedoch die zwiespältige Person von Hoffmann in Betracht, so findet man die Begründung, dass man hier nicht ohne Transformation auskommen kann. Die Gestalt des Schriftstellers ist symbolisch gespalten, so wie Hoffmann selbst es auch war: immer pendelnd zwischen dem routinierten Leben eines kleinen Beamten und der Kreativität des Schriftstellers, Malers und Musikers. Im langen Mantel des Hoffmann-Beamten verbirgt sich der Rattenkönig, der die Beamtenwelt verkörpert. Und vor den Füßen des Hoffmann-Schriftstellers sitzt das Symbol des kreativen und lebensfrohen Gegensatzes zum Bürostaub, Kater Murr. Über die künstlerische Qualität der Arbeit des Bildhauers wurden verschiedene Meinungen geäußert, sowohl von Arischtschenkos Kollegen als auch von Kunstwissenschaftlern sowie von interessierten Kaliningradern. Aber darunter gab es keine ausdrücklich negative Kritik. Das heißt, dass Hoffmann eine Chance hat, in Kaliningrad die ihm gebührende Ehre zu erhalten. Die Initiativgruppe wählte bereits einen geeigneten Ort, nämlich in der Nähe des Museums für Geschichte und Kunst (ehemalige Stadthalle), nicht weit vom Platz entfernt, wo das Hoffmann-Geburtshaus stand. Der Leiter des Deutsch-Russischen Hauses, Andrej Portnjagin, würdigte E.T.A. Hoffmann noch einmal als eine bedeutende Gestalt in der Geschichte der Stadt. Den Aufruf an die Kaliningrader Regierung, in dem die Errichtung des Denkmals vorgeschlagen wurde, unterschrieben über 15 Leiter der öffentlichen national-kulturellen Organisationen der Region und die Vertreter des Museumsverbandes. Im Moment werden das Denkmal-Projekt und sein Errichtungsort mit dem Regionalamt für Kultur- und Denkmalschutz abgestimmt. Gleichzeitig werden Sponsoren für den Guss, die Errichtung und für die künftige Pflege des Denkmals gesucht. Im Kaliningrader Museum für Geschichte und Kunst wurde eine Ausstellung zum Thema „Spaziergang mit E.T.A. Hoffmann und 235 Phantasien“ eröffnet. 253 Phantasien sind Arbeiten der Maler aus Russland, der Ukraine, Litauen, Deutschland und den USA, also Werke „der positiven Leute, der Vertreter der musikalischen Hälfte der Menschheit“, wie Hoffmann selbst damals bemerkte. Das ist bereits die sechste jährlich stattfindende Ausstellung, die Hoffmann gewidmet ist. Hier gibt es viele Genres: Malerei, Grafik, Bildhauerkunst, dekorative und angewandte Kunst, Fotographie und Installation, mit deren Hilfe die Autoren ihre Gedanken und ihr Verständnis der wunderbaren Werke E.T.A. Hoffmanns interpretieren. Darunter wird auch das Modell des Hoffmann-Denkmals von Sergej Arischtschenko ausgestellt. Die kleinen Theaterstücke, klassische und Gitarrenmusik sowie Trickfilme, die nach Hoffmanns Werken gedreht wurden, bildeten nicht nur einen wunderbaren Hintergrund für die künstlerischen Phantasien, sondern wurden auch zu selbstständigen Ausstellungsstücken. Die Fans schufen eine riesige Torte mit 235 Kerzen und bewirteten alle Anwesenden. Solch ein süßer Beigeschmack zu den herben Texten und Gedanken Hoffmans war wirklich sehr köstlich!
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