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Richard Wagner und Königsberg
РИХАРД ВАГНЕР И КЁНИГСБЕРГ

Richard Wagner und Königsberg
РИХАРД ВАГНЕР И КЁНИГСБЕРГ

Königsberg hatte eine wichtige Rolle in Richard Wagners Leben – eines der bedeutendsten Begründer des musikalischen Dramas, Kritikers, Publizisten, Kunsttheoretikers und eines Vertreters der  neuen deutschen Musikrichtung. Er wurde bereits im Alter von 23 Jahren Musikdirektor des Königsberger Theaters und begann für „seriöse“ Musik zu kämpfen, indem er sich dem damals leichtsinnigen Singspiel widersetzte und sich rein unterhaltenden italienischen Opern abwandte. Wagner hatte sich die Aufgabe gestellt, dem Zuhörer das Musikdrama in der Form nahe zu bringen, wie er es verstanden haben wollte: voller Ideen, Gedanken und Gefühle. Dieser Weg war für ihn schwer und voller Enttäuschung.

Richard Wagner wurde am 23. Mai 1813 in Leipzig auf dem Brühl als Kind des Polizeiangestellten Friedrich Wagner geboren und wurde zwei Tage darauf in der Thomaskirche unter dem Namen Wilhelm Richard getauft. Für seinen „wahren“ Vater hielt er jedoch den talentierten Schauspieler, Dichter und Maler Ludwig Geyer – einen Hausfreund der Familie. Und tatsächlich kannte Richard keinen anderen Vater, denn Friedrich Wagner starb  im Oktober 1813 an Typhus. Damals kam es in Leipzig zu einer großen Epidemie, deren  Ursache Tausende gefallene Krieger waren, die in der Völkerschlacht vom 16. bis 19. Oktober 1813 kämpften; darunter 50 000 Franzosen. Geyer heiratete Richards Mutter und adoptierte Richard und seine vier Schwestern. In Richards zweitem Lebensjahr siedelte die Familie nach Dresden über, wo Richard seine erste Berührung mit dem Theater bekam; nicht nur als Zuschauer in der  Theaterloge, sondern auch als Besucher des Requisitenraumes  mit seinen phantastischen Kostümen und Attrappen und sogar als Schauspieler. Richard entsinnt sich in seinem Buch „Mein Leben“ (München: F. Bruckmann A.G.-Verlag, 1911, Bd.1, S.11) an  eine Aufführung zur Begrüßung des aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Königs von Sachsen - „Der Weinberg an der Elbe“, wo er  als Engel mit Flügeln auftrat.

Richard besuchte gerne die berühmte Semper-Oper, deren Leiter 1816 C. M. von Weber war, Komponist der Volksoper «Der Freischütz», die 1821 in Berlin uraufgeführt wurde. Diese romantische Oper hatte damals einen sensationellen Erfolg bei der deutschen Jugend; bei Studenten, Angestellten und Handwerkern. Die nächste Oper, „Euriante“ (Wien,1823), wurde  für die deutsche Oper zum neuen Genre der großen romantischen Oper auf sagenhafter kreuzritterlicher Thematik. Gerade dieses Genre griff Richard Wagner immer wieder in seinen Opern auf.

Bereits im Alter von 8 Jahren wurde Richard auf das Gymnasium der Kreuzschule in Dresden geschickt. In dieser Zeit starb sein Stiefvater.

Als Richard sein dreizehntes Jahr erreicht hatte, geschah eine starke Veränderung in seiner Familie: Schwester Rosalie erhielt eine vorteilhafte Anstellung am Theater in Prag und Mutter und Geschwister siedelten 1826 unter vollkommener Aufgabe des Dresdener Wohnsitzes nach Prag über. „Lange Zeit hindurch hat der Aufenthalt in Böhmen und hauptsächlich Prag einen  poetischen Zauber auf mich ausgeübt“ – schrieb Wagner in seinen Memoiren.

1833 besetzte Wagner die Stelle des Musikdirektors bei der Magdeburger Theatergesellschaft. Es folgten Gastvorstellungen in Bad Lauchstädt, wo er Fräulein Minna Planer – eines der „hübschesten und liebenswürdigsten Mädchen“ kennen lernte, die später seine Frau wurde.

In Magdeburg schuf Richard die „Columbus-Ouvertüre“ und im Winter 1835/ 1836 seine Opera-comique „Liebesverbot“. Wagner hoffte   auf einen großen Erfolg dieser Stücke, aber bei der Uraufführung befanden sich nur drei Zuschauer im Saal, die Stimmung der Truppe eskalierte und mündete in einem Skandal, bei dem es zu einer Schlägerei kam. Wagners Ansehen litt enorm unter diesen Umständen. Dazu kam, dass das Theater Schulden anhäufte. Verzweifelt schrieb Wagner: „Das war das Ende meiner hart erarbeiteten und viel versprechenden Karriere in Magdeburg“.

Inzwischen hatte Minna Planer nennenswerte Bemühungen darauf gesetzt, das professionelle Können ihres Ehemannes bei der Theaterdirektion in Königsberg vorzustellen und ihn für die Stelle des Direktors zu bewerben. Und kurz darauf kam tatsächlich ein Brief mit der Einladung nach Königsberg. Dort findet die Familie eine Wohnung auf dem Steindamm 111. Interessant ist, dass von 1933 bis jetzt die vom Steindamm abbiegende Straße Richard Wagner Straße heißt; den Namen  Wagner Straße hatte sie schon im Jahre 1888 bekommen, jedoch stand dieser Name mit Carl Ernst Albrecht Wagner (1827-1871) in Zusammenhang, einem Chirurgen und Professor an der Albertina.

 Das Theater war in einer Viertelstunde zu Fuß zu erreichen, wenn man über die kurze Poststraße ging, wo sich rechts das Postamt und links die mächtige Altstadtkirche befand. Das Theater stand nahe dem Paradeplatz, im nord-östlichen Teil des Königgartens und öffnete sich mit seiner Fassade zum Schlossteich.

Theaterdirektor A. Hübsch zögerte wochenlang mit Richards Stellengesuch. Seine Ernennung zum  Musikdirektor störte den Musiker Louis Schubert  aus der Rigaer Oper– einen tüchtigen Violoncellisten und den stellvertretenden Musikdirektor. Er wohnte in Königsberg in Erwartung der Eröffnung eines neuen Rigaer Operntheaters, aber dieses Ereignis wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. So klammerte er sich an seine Königsberger Stellung und erblickte in Richard einen gefährlichen Konkurrenten. Er wandte alle Mittel dazu an, das Verbleiben in Königsberg und das peinliche Warten auf die Aufnahme der Arbeit zur Hölle zu machen. „Während ich zuvor in Magdeburg mit Musikern und Sängern in einem freundschaftlichen Verhältnis gestanden hatte und vom Publikum äußerst wohlwollend beachtet worden war, hatte ich hier bald nach jeder Seite hin mich gegen die schlimmsten Anfeindungen zu wehren“, – schrieb Wagner schon in Juli 1823. Zu dieser Zeit kam aus Danzig ein attraktives Stellenangebot für Richard und Minna, worauf die Direktion mit einem Versprechen der baldigen Arbeitsaufnahme reagierte.

Sergei BELOGLAZOV
 

Quelle:
Königsberger Allgemeine - zweisprachige Zeitung, Januar 2011,
www.koenigsberger-allgemeine.com/index.php/de/history/192-2011-01-26-17-32-58;
Königsberger Allgemeine: Information und Bestellformular
deutsche Netzseite: www.koenigsberger-allgemeine.com/index.php/de;
russische Netzseite: www.koenigsberger-allgemeine.com/index.php/ru;


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