Der Landkreis Angerapp früher Landkreis Darkehmen,
hat eine Gesamtfläche von 759,49 qkm und 31.549 Einwohner, d. s. 41,5 auf 1 qkm.
Er wird von dem sich in vielen Windungen und mit starkem Gefälle durch die Landschaft
schlängelnden Mittellauf der Angerapp durchflossen; auf ihren Uferhöhen liegen zahlreiche
frühgeschichtliche Burgen und Siedlungen. Die Hauptmasse des Kreises hat Anteil
an dem Masurischen Höhenrücken. Ein Kleinod landschaftlicher Schönheit ist die Oschnagorrer
(Adlermarker) Schweiz bei Ramberg. Das einzige geschlossene Waldgebiet des Kreises
ist der Altheider (Skallischer) Forst im südlichen Kreisteil. Neben Rehwild waren
Hirsche und Elche Standwild. Die höchsten Erhebungen, die Wabbaliener Höhen, 191
m über NN., erstrecken sich im Südosten des Kreises nordwestlich des Kirchdorfes
Rogahlen (Gahlen); die Kucklins-Kallner-Berge (auch Drachenberge genannt) westlich
Groß Ragauen liegen 166 in über NN. Die tief ins Flußtal der Angerapp eingebettete Kreisstadt Angerapp (Darkehmen)
ist aus einem Dorf hervorgegangen, das 1539 mit sechs Bauernerben als Dargekyem
erstmals genannt wird. Die 1615 vorhandene Kirche wurde 1842 und 1854 völlig umgebaut. König Friedrich Wilhelm I.
erhob das Dorf 1725 zur Stadt; sie wurde nach dem Plan Schultheiß von Unfriedts
in gitterförmigem Grundriß um den fast quadratischen, 13 Morgen großen Marktplatz
angelegt. Das Rathaus wurde 1812 mit Haubendach und einem eigenartigen Zwiebelturm
erbaut. Ackerbürger und Handwerker, vor allem zahlreiche Einwanderer, besonders
Franzosen und Salzburger, bevölkerten die Stadt und betrieben hauptsächlich Wollweberei
und Lederverarbeitung. Im Jahre 1733 waren von den 742 Einwohnern 103 Salzburger.
Zum Wachstum der Stadt trug die seit 1739 bestehende Garnison bei; ihre Kaserne
und das Garnisonlazarett liegen auf der linken hohen und steilen Uferhöhe. Die handwerklichen
Betriebe gingen im 19. Jahrhundert zurück. Neben Getreide-, Vieh- und Pferdehandel
belebten Maschinenbau- und Messingwarenfabriken die Wirtschaft der Stadt. Sie erhielt
1876 Eisenbahnanschluß an die Strecke Insterburg-Lyck,
1913 an die Strecke Gumbinnen-Angerburg. Schon früh erhielt Darkehmen Elektrizität, 1886 hatte es als erste Stadt des
Deutschen Reiches elektrische Straßenbeleuchtung; den Strom lieferte das Kraftwerk
der „Mühle Wiechert", die ihre Getreideprodukte bis nach Schweden ausführte. Die
Volksschule ist aus der alten Kirchschule entstanden; die 1922 gegründete private
höhere Schule wurde 1929 zur städtischen Realschule. Während des Ersten Weltkrieges
lag Darkehmen vom Herbst 1914 bis Mitte Februar 1915 in der Angerappfront und wurde
stark zerstört. Es wurde mit Hilfe der Patenstadt Dresden als aufgelockerte Gartenstadt
neu erbaut. 1938 wurde Darkehmen in Angerapp umbenannt, 1939 hatte die Stadt 4.200
Einwohner. Im Zweiten
Weltkrieg mußte sie am 21. Januar 1945 den Russen überlassen werden; sie
liegt seitdem im russisch besetzten Teil Ostpreußens.
Die Patenschaft über Stadt und Kreis Angerapp
hat die Stadt Mettmann / Rhein übernommen.
Quellen:
Wappen: Archivmaterial;
Text: Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Rautenberg, 1972-1996, Seite 39-40
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