Der
Landkreis Tilsit-Ragnit ist 1922 durch die Zusammenlegung der Restgebiete der
Kreise Tilsit und Ragnit nach der Abtretung des Memelgebiets und durch die
Eingliederung der Kirchspiele Argenbrück (Neu Argeningken) und Königskirch (Jurgaitschen)
aus dem Kreise Niederung gebildet worden. Er ist 1.100,45 qkm groß und hat
56.117 Einwohner, d. s. 51 auf 1 qkm. Er ist der Fläche nach der zweitgrößte
Landkreis des Regierungsbezirks Gumbinnen. Im Jahre 1933 hatte der Kreis 5.525
land- und forstwirtschaftliche Betriebe, von denen 4.591 unter 20 ha und 797
weniger als 100 ha groß waren. Es herrschten also klein- und mittelbäuerliche
Betriebe vor. Kreisort ist die Stadt Tilsit. Das Landschaftsbild ist sehr
mannigfaltig. Den größten Teil des Kreisraumes nimmt eine Grundmoränenlandschaft
ein; sie wird in nordsüdlicher Richtung von einem Endmoränenzug, der Fortsetzung
der Willkischker Höhen, bis südlich Breitenstein (Kraupischken) durchzogen. Das
südliche Ufer der Memel, die die Nordgrenze des Kreises bildet, ist hoch und
fällt steil zum Stromtal ab. Von der Höhe bei Ragnit bieten sich. reizvolle
Ausblicke auf das tiefe und weite Memeltal, den Schreitlaugker Forst und auf den
Rombinus. Weiter stromaufwärts der Stadt liegt Obereißeln. Sein Park ist ein
Kleinod; zu ihm führen von der Dampferanlegestelle 156 Steinstufen zwischen
Lebensbäumen hinauf. Ein verwundeter französischer Soldat, der 1813 nach dem
Feldzug Napoleons gegen Rußland bei der damaligen Eigentümerin Obereißelns, der
Familie von Sanden-Tusseinen, auf genommen und gepflegt worden war, hat den Park
aus Dankbarkeit nach dem Muster seiner Heimat Versailles hergerichtet. Von dem
in der Nähe erbauten Bismarckturm hat man einen einzigartigen Fernblick.
Zwischen Obereißeln und Ragnit ziehen sich am Memelufer Schluchten mit
prächtigem Laubwald, die Daubas, hin; sie wetteifern mit den fichtenumsäumten
Schluchten von Althof und Neuhof-Ragnit. Zahlreiche seeähnliche Badestellen
begleiten das Flußufer. Im Osten des Kreises, wo ein schmaler Streifen die
Landesgrenze erreicht, liegen ausgedehnte Waldgebiete, z. B. der an
Naturschönheiten reiche Trappener (Trappöner) Forst, die größte Waldung des
Kreises. Ein Paradies für Naturfreunde und Wassersportler ist die Scheschuppe,
die in zahllosen Windungen durch Wälder und Wiesen bis zu ihrer Mündung in die
Memel fließt. Anders geartet ist die Inster, die den südöstlichen Kreisteil
durchzieht.
Patenschaftsträger für den Kreis Tilsit-Ragnit ist der Kreis
P1ön (Holstein), für die Stadt Ragnit die Stadt Preetz (Holstein).
Quellen:
Wappen: Ostpreußische Städtewappen,
Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Hamburg 1996^;
Text:
Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Verlag Rautenberg, 1972-1996, Seite 53
weitere Informationen in:
der redliche Ostpreuße, Kalenderbuch 1977, Seite 46-51
"Begegnung in Tilsit - Königin Luise und Napoleon";
Heimatbrief: Die Elchniederung, Mai 2002, Seite 24-30
"450 Jahre Stadt Tilsit - 1552 - 2002"
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