Der
Landkreis Stuhm ist 622,60 qkm groß und hat 40.453 Einwohner, das sind 65 auf 1
qkm. Seine Landschaft ist abwechslungsreich. Das südöstliche Kreisgebiet ist
wellig und kuppig, die höchste Erhebung liegt 104 m über NN. Der Westen gehört
zu dem Stromtal der Weichsel-Nogat, und in den nördlichen Kreisteil schieben
sich das Marienburger Werder und die Drausensee-Niederung mit der Sorge hinein,
die auf ihrem Lauf etwa 10 km lang die Ostgrenze des Kreises bildet. Die Wälder
liegen meist auf den diluvialen Höhen. Hier erstreckt sich auch der Staatsforst
Rehhof als ein zusammenhängendes Gebiet mit fast 5.900 ha. Die
landwirtschaftliche Nutzfläche gehört hauptsächlich mittel- und großbäuerlichen
Betrieben; daneben bestehen mehrere Rittergüter mit mehr als 250 ha Größe. Das
im Jahre 1931 noch 2.510 ha große Gut Groß Wap1itz war seit 1760 im Besitz der
gräflichen Familie von Sierakowski; 1936 ging die verkleinerte Begüterung mit
Hilfe einer britisch-polnischen Bank an von Donimirski über. Das 710 ha große
Stangenberg und das 606 ha umfassende Groß Baalau gehörten dem Grafen von
Rittberg. Stangenberg trägt seinen Namen nach der bekannten deutschen
Ritterfamilie Stange, der Landmeister Konrad von Thierberg 1285 einen
umfangreichen Landbesitz mit der Burg Stangenberg verlieh. Seit 1518 war es im
Besitz der Familie Schack von Wittenau, die 1676 das Herrenhaus erbaute; es
steht auf den mittelalterlichen Fundamenten und Kellern des einstigen
Edelsitzes. Das Rittergut Hohendorf, 1931 von Donimirski gehörend, war 576 ha
groß, und das 545 ha umfassende Lautensee, wo im 14./15. Jahrhundert ein
Ordenshof bestand, war seit 1857 im Besitz der Familie von Flottwell. - Die
hochstehende Landwirtschaft mit Zuckerrüben- und Weizenanbau, mit einer
verbreiteten Rindvieh- und Warmblutzucht, mit stattlichen Herden von
Merino-Wollschafen und Betrieben mit Deutscher Edelschweinzucht gaben dem Kreise
das Gepräge. Bei der Abstimmung am 11. Juli 1920 stimmten 19.984 für
Deutschland, 4.904 (= 19,07 v. H.) für Polen. Auf dies Ergebnis hin mußten vier
Weichseldörfer 1920 an Polen abgetreten werden. Auf Anregung des Landrats Dr.
Zimmer errichteten die vaterländischen Verbände im Jahre 1930 auf dem Weißen
Berge an der „Drei-Länder-Ecke" (Westpreußen-Danzig-Polen) das Westpreußenkreuz
als Erinnerungs- und Mahnmal. Seit Mai 1945 steht der gesamte Kreis Stuhm unter
polnischer Verwaltung.
Im westlichen Kreisteil, der in der Ordenszeit von
Marienburg aus verwaltet wurde, liegt die
Kreisstadt Stuhm; sie ist auf dem Boden der gleichnamigen Ordensburg
entstanden. Der Deutsche Orden errichtete in der prußischen Landschaft Alyem an
der Stelle einer Prußenburg, die er 1236 zerstört hatte, einen Ordenshof, der
1295 erstmals erwähnt wird. Er lag an der Straße von
Marienburg nach
Marienwerder auf dem Engpaß zwischen dem Barlewitzer und dem Hintersee (Stuhmer
See). Wegen seiner strategischen Bedeutung ließ der
Hochmeister Luther von Braunschweig um 1330 den Ordenshof zu einer Burg
ausbauen, und zwar als Sitz eines Ordensvogts (Vertreter eines Komturs im
Richteramt), und als Sommersitz für die Hochmeister; eine Besonderheit war der
Tiergarten mit seltenem Wild. Das Ordenshaus fügte sich mit seinen Gebäuden in
die Ringmauer des unregelmäßigen Vielecks ein. Sein Südflügel enthielt die Räume
für den Vogt und für den Hochmeister. Das Haus war 1334 fertig; in ihm stellte
der genannte Hochmeister im August 1334 und am 17. April 1335 (einen Tag vor
seinem Tode) Urkunden aus; er dürfte in Stuhm gestorben sein. Jetzt sind nur
noch Keller mit Kreuzgewölben, das Erd- und das Hauptgeschoß des Südflügels
erhalten, allerdings in stark veränderter Form, weil es 1899 für das Waisenhaus
hergerichtet worden ist. Wie in alter Zeit spiegeln sich die restlichen Gebäude
und die Ruinen des Torbaus neben dein Westflügel, des Zwingers mit dem
danebenstehenden, einst sieben, jetzt zwei Geschosse hohen Bergfried in den
Fluten des Stuhmer Sees.
Patenschaftsträger für den Kreis Stuhm ist der Kreis
Bremervörde.
Quellen:
Wappen: Archivmaterial;
Text: Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Rautenberg, 1972-1996, Seite
102-105
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