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Selbst ernannte Gesinnungspolizisten:
Feldzüge gegen alles, was anonyme Administratoren für rechts halten. |
Internet-Lexikon:
Vom Niedergang eines großartigen Projekts
Vor genau 20 Jahren startete Wikipedia: Was als wissensgestützte Netz-Enzyklopädie
geplant war, ist zu einem Gutteil zum Tummelplatz für Propaganda und Wahrheitsverdrehung
verkommen.
von Wolfgang Kaufmann
Eine Brockhaus-Enzyklopädie in 30 Bänden zum Preis
von rund 3.000 Euro kann und will sich heutzutage kaum noch jemand ins Bücherregal
stellen. Zumal das darin enthaltene Wissen oft schnell veraltet. Im Zeitalter des
Internets werden Informationen gegoogelt, die bevorzugte Quelle hierbei ist das
für jedermann zugängliche kostenlose Online-Lexikon Wikipedia.
Das Portal rangiert in Deutschland an sechster Stelle
der am häufigsten besuchten Webseiten und basiert auf der angeblichen Schwarmintelligenz
von mehr als 90 Millionen ehrenamtlichen Autoren rund um den Globus, welche inzwischen
um die 50 Millionen Artikel in fast 300 Sprachen verfasst oder ergänzt haben. Das
klingt beeindruckend und erweckt den Anschein, als sei hier tatsächlich ein Großteil
des derzeitigen „Weltwissens“
zusammengetragen worden. Deshalb ertönte inzwischen sogar der Ruf, die Wikipedia,
deren Marktwert heute bei bis zu 80 Milliarden US-Dollar liegen soll, zum Weltkulturerbe
zu erklären.
Vater der Idee von einer gemeinschaftlich erstellten
Online-Enzyklopädie war der amerikanische Internet-Pionier Rick Gates. Doch kam
sein Projekt Interpedia von 1993 nicht über das frühe Planungsstadium hinaus. Sieben
Jahre später versuchte dann der ehemalige Börsenhändler Jimmy Wales zusammen mit
dem Philosophen Lawrence Sanger ein englischsprachiges Internet-Lexikon namens Nupedia
zu schaffen. Dabei verlief der Redaktionsprozess hier genau wie bei den konventionellen
Druckausgaben – nämlich
langsam und umständlich.
Am 15. Januar 2001 ging es los
Aus diesem Grunde horchte Sanger interessiert auf,
als ihm der Programmierfachmann Ben Kovitz am Abend des 2. Januar 2001 das Grundprinzip
der neuen Wiki-Software erklärte. Das bestand darin, dass Computerbenutzer Internetseiten
nicht mehr nur passiv lesen, sondern auch in Echtzeit verändern konnten
– deshalb die Bezeichnung
„Wiki“ nach dem hawaiianischen
Wort für „schnell“. Bereits
acht Tage später stellten Wales und Sanger eine erste derartig gestaltete Nupedia-Seite
ins weltweite Netz. Dem folgte am 15. Januar 2001 der sogenannte Wikipedia-Tag:
Das Parallelprojekt zur nachfolgend bald aufgegebenen Nupedia erhielt nun den Namen
Wikipedia sowie eine eigene Internetadresse.
Und dieses Netz-Lexikon erlebte sofort exorbitanten
Zuspruch: Innerhalb von nur vier Wochen erstellten die Benutzer bereits 1.000 Seiten,
und am 9. Januar 2002 enthielt die englischsprachige Version der Wikipedia gar schon
20.000 Artikel. Gleichzeitig entstanden im ersten Jahr noch Ausgaben auf Deutsch,
Japanisch, Katalanisch, Chinesisch, Esperanto, Französisch, Hebräisch, Italienisch,
Portugiesisch, Spanisch, Russisch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch und Polnisch.
Die Finanzierung der Wikipedia erfolgt seit dem 20.
Juni 2003 durch die Stiftung Wikimedia Foundation (WMF), welche in aller Welt Spenden
einwirbt. Das Geld stammt dabei sowohl von zahllosen Einzelpersonen
– darunter dem Spekulanten George
Soros – als auch von Unternehmen
wie den Internetkonzernen Google und Amazon sowie dem Investment-Bankhaus Goldman
Sachs. Dies schafft natürlich diverse Abhängigkeiten, was aber keineswegs der einzige
Anlass zur Kritik an Wikipedia ist, denn diese nahm in den 20 Jahren ihres Bestehens
noch weitere Fehlentwicklungen.
Manipulativ und tendenziös
Obwohl die Netz-Enzyklopädie keine Plattform für
weltanschauliche, politische oder religiöse Propaganda sein sollte, kamen bald viele
ihrer Artikel manipulativ oder tendenziös daher. Das lag zum einen am Einfluss der
Großspender, zum anderen wurde Wikipedia zum Tummelplatz von allerlei Ideologen,
Werbeagenturen und Lobbygruppen, die das Lexikon für ihre jeweiligen Kampagnen nutzten.
Zehn Jahre nach dem Start des Wikipedia-Projektes verstießen bereits 40 Prozent
aller Artikel gegen das Gebot der Objektivität, wie die US-Forscher Shane Greenstein
und Feng Zhu damals feststellten.
Hierfür zeichneten vor allem Personen linker Couleur
verantwortlich, was sich bis heute nicht geändert hat. So zeigt ein Blick auf die
deutsche Version von Wikipedia, dass inzwischen sogar manche der Administratoren,
welche zur Freigabe oder Sperrung von Texten berechtigt sind, als selbst ernannte
Gesinnungspolizisten auftreten, die Feldzüge gegen die
„Neue Rechte“
– oder was sie dafür halten
– führen. Diesen Linksdrall
belegen auch Untersuchungen der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der
Oder sowie das 2020 erschienene „Schwarzbuch
Wikipedia“, in dem der frühere Präsident des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz,
Helmut Roewer, einen der aktivsten Wikipedia-Desinformanten in der Bundesrepublik
exemplarisch aus der Anonymität holt: Hinter dem manischen Vielschreiber
„Kopilot“, welcher innerhalb
eines Jahres 8.600 Artikel verfasste oder manipulierte, verbirgt sich der Antifa-Aktivist
Gerhard Sattler aus Melle.
Antifa, Willkür und Mobbing
Doch damit nicht genug: Neben den ideologischen Vorlieben
vieler Mitglieder der Wikipedia- „Gemeinde“
wurde im Laufe der Zeit auch deren mangelnde Kompetenz zum Problem. Die Mehrzahl
der Artikel stammt inzwischen keineswegs mehr von Experten, sondern von Schülern
oder Studenten, die ihre Elaborate oft im Eiltempo zusammenschustern. Was das für
Folgen haben kann, wird beispielsweise aus einer gründlichen Analyse des Eintrags
über das sowjetische Massaker an polnischen Offizieren im Wald von Katyn im Frühjahr
1940 ersichtlich, die immerhin 130 Sachfehler zutage förderte. Grund für den Schwund
an qualifizierten Autoren ist das interne Klima bei Wikipedia: Übelste Mobbingattacken
und willkürliche Löschungen oder Veränderungen von Beiträgen vergällten schon vielen
Fachleuten die Mitarbeit.
Aus all diesen Gründen kam die Untersuchungsgruppe
Wiki-Radar, welche die fragwürdigen Praktiken bei Wikipedia offenzulegen versucht,
auch zu dem Schluss, dass das Online-Lexikon
„das aktuell gefährlichste Phänomen
im Internet“ sei. Gleichzeitig sahen sich Bildungseinrichtungen wie das Institut
für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der TU Dortmund veranlasst, die Verwendung
von Zitaten aus der deutschsprachigen Wikipedia in akademischen Abschlussarbeiten
zu untersagen.
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