| |
Der Landkreis
Heilsberg
Der Landkreis Heilsberg im Ermland hatte eine Gesamtgröße
von 1.095,64 qkm und 56.214 Einwohner, das sind 51,3 auf 1 qkm. Der Kreis wird von
der mittleren Alle durchflossen, seine Westgrenze bildet der Mittellauf der Passarge.
Die Kreisstadt Heilsberg
liegt an der Alle unweit der Stelle, wo die Simser in sie mündet. Bereits 1241 hatte der Deutsche
Orden hier zwischen den beiden Flüssen eine Feste angelegt, die ebenso wie
das 1260 von dem ermländischen Bischof Anselm erbaute Kastell von den Prußen zerstört
wurde. Erst die Ende des 13. Jahrhunderts errichtete Burg konnte ab 1350 von dem
Bischof Johann von Meißen in Stein ausgebaut werden. Sie war bis 1795 die Residenz
der ermländischen Bischöfe. Hier lebte von 1504 bis 1510 Nicolaus Copernicus als Leibarzt
seines bischöflichen Onkels Lukas Watzenrode. Das Schloß Heilsberg ist
neben der Marienburg das besterhaltene
mittelalterliche Bauwerk in Preußen. Der hochragende quadratische Backsteinbau der
Hauptburg hat an der Nordostecke einen achteckigen Bergfried, im Innern prächtige
Remter und eine Kapelle mit Rokokoausstattung. Zur Burg gehörte das alte Preußendorf
Pilnik, in dem nach 1430 eine bischöfliche Domäne (Neuhof) errichtet wurde. - Neben
der Burg entwickelte sich eine Stadt, der Bischof Eberhard von Neiße 1308 eine Handfeste
ausstellte. Die Neubürger kamen größtenteils aus Schlesien; ihre Mundart, das Breslauische,
hat sich bis in die jüngste Vergangenheit erhalten. Von der Stadtbefestigung waren
nur noch Reste der Stadtmauer und das Hohe Tor erhalten geblieben. Das in
der Mitte des Marktplatzes errichtete gotische Rathaus brannte 1865 ab und wurde
nicht wiederaufgebaut. Der Marktplatz, auf dem ein Denkmal an das Gefecht bei Heilsberg
am 10. Juni 1807 der Preußen und Russen gegen die Franzosen erinnerte, war an drei
Seiten von Laubenhäusern umgeben. Die im Süden der Stadt unweit der Alle gelegene
Pfarrkirche wurde 1315 den Aposteln St. Peter und Paul geweiht, sie wurde nach dem
Stadtbrand von 1497 in eine Hallenkirche umgewandelt. Die Evangelische Kirche, ein
bretterverschalter Fachwerkbau mit einer zweitürmigen Westfassade, war nach Plänen
Schinkels 1821/1823 vor dem Hohen Tor als erste evangelische Kirche im katholischen Ermland erbaut worden. 1818
wurde Heilsberg Kreissitz mit Ausnahme in den Jahren 1884 bis 1899, als das Landratsamt
nach Guttstadt verlegt war. 1899 erhielt die Stadt Eisenbahnanschluß nach Zinten-Rothfließ und nach 1910
nach Wormditt, Bischdorf, Bartenstein.
Infolge der zentralen Lage Heilsbergs innerhalb der Provinz Ostpreußen wurde 1930
am nördlichen Stadtrand der große Sendeturm des Ostpreußen-Rundfunks erbaut, er
wurde am 15. Dezember 1930 in Betrieb genommen. Infolge dieser Maßnahmen, die zu
einem wirtschaftlichen Aufstieg führten, wuchs die Einwohnerzahl der Stadt bis 1939
auf 11.787.
Das Gut Nerfken bei
Heilsberg ist der Geburtsort des Dichters Friedrich August Heyden
(1789-1851), er starb als Oberregierungsrat in Breslau. -
Das 10 km von
Heilsberg entfernte
Springborn war ein bedeutender Wallfahrtsort, in ihm bestand von 1639 bis 1810
ein Franziskanerkloster. -
In dem benachbarten Kiwitten befand sich über einem
Friedhofseingang auf der Mauer ein steinernes Totengerippe, es soll an den
Einfall der Litauer im Jahre 1311 erinnern. Die Redensart „Er sieht aus wie der
Tod von Kiwten" ist auf dies Zeichen zurückzuführen. -
Bei dem Wallfahrtsort Glottau stehen an
den Abhängen des Quellbaches 14 gotische Kapellen, in denen Christi Leidensweg
künstlerisch dargestellt ist. -

Die Kirche in Noßberg besaß den ältesten Kelch Ostpreußens
von 1379. - In dem nordöstlich von Guttstadt gelegenen Regerteln wurde der
Pädagoge Carl August Schroeter 1835 geboren; er war viele Jahre Seminardirektor
in Angerburg, danach in
Marienburg, wo er 1904
gestorben ist. - Schmoleinen war Sommerresidenz der ermländischen Bischöfe und
ein beliebter Aufenthaltsort des Fürstbischofs Prinz Joseph von Hohenzollern.
Die Patenschaft über den Kreis Heilsberg hat der
Kreis Aschendorf-Hümmling, die über die Stadt Guttstadt die Stadt Aschendorf übernommen.
 |
Quellen:
Wappen: Das Ostpreußenblatt (www.Ostpreussenblatt.de),
2000;
Text: Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Verlag Rautenberg, 1972-1996,
Seite 22-23
|
|