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Steinbach-Rückzug stärkt Polens antideutsche Allianz
Für
viele deutsche Vertriebene ist eine Welt zusammengebrochen. Die Chefin ihres
Verbandes "BdV" hat während des Kampfes um das größte Ziel aller, dem Zentrum
der Vertreibungen in Berlin, die Flügel gestrichen und kaum einer versteht so
recht warum gerade jetzt. In Polen dagegen, wo man Erika Steinbach mit
strategischer Genauigkeit zur Hassfigur aufgebaut hatte, feierte man den
Rücktritt Steinbachs wie einen militärischen Sieg über Deutschland.
Regierung
und Opposition, also Kaczynski und Tusk behaupten beide, dass man alleinig für
diesen polnischen Erfolg und die "Kapitulation der Deutschen" die Medaillen
einzuheimsen habe. Viele Medien in Polen schieben allerdings dem Deutschland-Beauftragten der polnischen Regierung,
Wladislaw Bartoszewski, diesen
"grandiosen Sieg" zu, da er es war der zuletzt in Berlin Kanzlerin Merkel die
"Daumenschrauben" angesetzt habe. Was man allerdings in Polen nicht übersetzt zu
haben scheint ist die Tatsache, dass Erika Steinbach sich bei ihrem Rückzug alle
Optionen offengelassen hatte, jederzeit wieder für ihren verdienten Sitz in den
Gremien des geplanten Vertriebenenzentrums antreten zu können. Rechte Kräfte im
polnischen Parlament, vorneweg Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski, fordern nun
aber nichtsdestotrotz lautstärker denn je, dass nun auch
das gesamte deutsche
Projekt verschwinden müsse, "was gemessen an der Stimmung in Deutschland wohl
kein Problem mehr sein dürfte".
Die antideutsche Allianz, welche von Warschau aus agiert und ihr Rückzugsgebiet
in der sogenannten Dreistadt Danzig, Gdynia und Zoppot hat, wo auch die
Kaczynski Brüder zuhause sind, fühlt sich enorm durch den "Steinbach-Rücktritt"
gestärkt. Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski hatte am Abend in mehreren
Interviews zugegeben, dass es seine Partei war welche frühzeitig die Gefahr
erkannt habe die von Steinbach ausginge und die Öffentlichkeit eindringlich
davor warnte. "Dass die Tusk Regierung und Herr Bartoszewski sich nun diesen
Sieg alleine zuschreiben wollen, ist doch lächerlich. Ohne unseren permanenten
Druck bis zuletzt wäre eine deutsche Kapitulation in Sachen Steinbach wohl kaum
möglich gewesen" - sagte Kaczynski und fügte hinzu, dass die Tusk-Regierung viel
zu nachgiebig gegenüber den Deutschen sei: "Als wir die Regierung in diesem
Lande stellten da ging es begreiflicherweise um mehr als nur um diese Steinbach,
denn in einem Vertriebenenzentrum soll den umgesiedelten Deutschen als Opfer
Polens in Form einer Anklage gegen uns gedacht werden". Kaczynski verwies auch
darauf, dass das Vertriebenenzentrum nichts anderes sei als eine Beanstandung zum
polnischen Anrecht auf seine nördlichen und westlichen Gebiete. Er kündigte
Kontinuation in der harten Politik mit Deutschland an und bezeichnete den
Rücktritt Steinbachs als einen Etappensieg, der aber nur gerade einmal 1% der
Forderungen an Berlin liquidiert habe.
Die antideutsche Allianz in Polen besteht aber nicht nur aus Jaroslaw Kaczynski
und seinen Mitläufern, sondern auch aus Vertretern anderer Parteien, diverser
Medien und auch einem Teil der polnischen Intelligenz. Viele erfreute Stimmen
waren auch aus solchen Richtungen zum Rücktritt Erika Steinbachs als Kandidatin
für den Rat der Stiftung des Vertriebenenzentrums in Berlin gekommen. In der
Quintessenz enthalten diese aber auch fast alle einen Hinweis auf ein
zukunftweisendes Rezept zur "Erziehung" der Deutschen, wie es erst kürzlich
schon der prominente Danziger Schriftsteller Stefan Chwin (wenn auch wohl etwas
in Ironie) zum Besten gab: "Die Deutschen gedenken bis heute der russischen
Peitschenhiebe, welche man reichlich bekommen hatte und nur das erfüllt sie mit
Achtung". "Den Deutschen ist also mit entschiedener, oder sogar brutaler Härte
entgegenzutreten" heisst also die Devise aus dem rechten polnischen Lager, womit
sie nicht einmal eine sinnlose Rezeptur anbieten, was die gelungene Erpressung
der Kanzlerin Merkel durch Wladislaw Bartoszewski bewies. Bei aller Achtung vor
der, nach seinen Angaben, dramatischen Geschichte seines Lebens, hatte der
ehemalige Auschwitz-Häftling sich eigentlich schon lange selbst disqualifiziert
durch die Beleidigungen gegenüber der CDU Politikerin Steinbach, welche auch der
deutschen Kanzlerin nicht entgangen sein dürften. Doch diese setzt sich noch mit Bartoszewski an einen Tisch und animiert Erika Steinbach zum Rückzug aus ihrer
Kandidatur, obwohl der nur in der Sache nur auf gut Glück und ohne Hoffnung nach
Berlin gekommen war.
Angela Merkel kann man aber dennoch kaum vorwerfen gegen Erika Steinbach zu
sein. Sie versucht nur irgendwie allen alles Recht zu machen, lässt sich hierbei
aber auch manchmal etwas sehr naiv überfahren, wie jetzt durch
Wladislaw Bartoszewski und seinem Chef Donald Tusk. Die übertriebenen Dringlichkeit mit
der die beiden Politiker ein Handeln von Merkel in Sachen Steinbach forderten
ist und war nicht nachvollziehbar. Die Kanzlerin hatte das Anliegen von Tusk und
Bartoszewski aber sehr ernst genommen und mit ihrer Intervention der
deutschfreundlichen liberalen Regierung gegen einen "wachsenden Rechtsdruck"
unter die Arme greifen wollen. Wenn auch der Steinbach-Rücktritt in Polen höher
bewertet wird als er eigentlich ist, da er eben noch kein Definitiver ist,
sehen sich die polnische Rechte und die antideutsche Allianz nun bestätigt und
gestärkt. Dies wird weitere- und größere deutsch-polnische Probleme zukünftig
erzeugen, da man von polnischer Seite nun das "Daumenschraub-Rezept" als
Allheilmittel gegen "aufmüpfige Deutsche" einsetzen wird.
Dass es in Polen aber
nicht nur antideutsche Tendenzen gibt, die den normalen Bürgern sowieso völlig
fremd sind, beweist ein hoch-ausgezeichneter Schlesier, Politiker und Ex-Schauspieler namens Kazimierz Kutz:
"Wenn ich in solchen Sachen wie der "Steinbach Geschichte" nicht gleich Alarm
schlage und nur milde warne liegt es daran, dass ich anders als die
Rechtspopulisten auch den gesamten geschichtlichen Kontext betrachte. Wider
dieser Populisten, haben wir es nicht mit einem Repetitorium der
nationalsozialistischen Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert zu tun. Die
Deutschen haben sich generell nicht für eine Revindizierung an Polen gewandt die
dort wenig Gefallen gefunden hätte, genausowenig beanstanden sie heutzutage
unsere Westgrenzen oder planen gar einen neuen Krieg gegen Polen. Erika
Steinbach findet deshalb in Deutschland so viele Unterstützer, weil man aus dem
Strudel der Krise um die Vaterlandsliebe heraus will und man fürchtet sich vor
dem Verlust der nationalen Identität, die bei der jungen Generation kaum noch
erkennbar ist. Wir Polen versuchen einen ähnlichen Affekt auf den Fundamenten
unseres Märtyrertumes zu erlangen, was uns über den Warschauer Aufstand, den
Opfern des zweiten Weltkrieges bis hin zum Mord an dem Priester Popieluszki auch
meist gelingt. Den Deutschen haben ausserhalb der Bombardierungen Dresdens und
den Vertreibungen keine weitere Martyrien zu erleiden gehabt und hieran beissen
sie sich verständlicherweise fest" - sagte der am 16. Februar 1929 in Kattowitz
geborene Sohn einer Arbeiterfamilie.
Gespräche
mit Frau Steinbach
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unserem Forum
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Weitere Informationen:
05.03.2009: Seehofer wirft Polen aggressive Einmischung vor
www.focus.de/politik/weitere-meldungen/steinbach-affaere-seehofer-wirft-polen-aggressive...;
08.03.2009: Polens Präsident stellt sich im Steinbach-Streit hinter Bartoszewski
www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=55&tx_ttnews%5Btt_news%5D=46381&tx...;
10.03.2009: Lassen wir doch Frau Steinbach in Ruhe!
von
Waldemar Kuczynski, aus dem Polnischen von
Gerhard Gnauck.
http://debatte.welt.de/kommentare/117203/lassen+wir+doch+frau+steinbach+in+ruhe;
13.03.2009: Sauer auf Tusk - fährt Merkel nicht nach Polen?
http://polskaweb.eu/merkel-auf-der-westerplatte-46778.html;
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