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Kirche verstößt Ermländer Das katholische Bistum Ermland, die einzige Vertretung aller Katholiken Ostpreußens, soll noch in diesem Jahr aufgelöst und in einen eingetragenen Verein umgewandelt werden. So hat es die Deutsche Bischofskonferenz beschlossen. Um der Forderung des Zusammenschlusses aller Bischöfe in Deutschland Nachdruck zu verleihen, wurden dem Bistum Ermland seit Anfang des Jahres die Gelder gesperrt. Die Ermländervertretung, ein Gremium von 27 Vertretern aller Ermländer in Deutschland, musste sich dem Druck schließlich beugen. Am 17. November hat sie − wenn auch zähneknirschend − die Vereinsgründung eingeleitet. Damit wird ein weiterer Schritt zur Verbannung der Vertriebenen aus der Gesellschaft und dem Gedächtnis Deutschlands vorangetrieben. Diesmal trägt nicht eine linksgerichtete politische Partei dazu bei, sondern die katholische Kirche ist es, die einen Teil ihrer Schäfchen verstößt. Dabei war die katholische Vertretung der Ermländer in Münster eine wichtige Anlaufstelle für Ermländer aus aller Welt. Der Ermländerrat, der von der Ermländervertretung berufen wird, pflegte seit 67 Jahren gute Beziehungen zum Bistum Warmia und zu Bischof Wojciech Ziemba in Allenstein. Seit 1992 war ein deutscher Priester als Visitator im Ermland für die deutsche Volksgruppe tätig. Als Angehöriger eines Vereins verliere der kirchliche Amtsträger an Ansehen, so die Befürchtung der Ermländer. Das Bestreben der katholischen Kirche, das Bistum Ermland aufzulösen, war bereits im vergangenen Jahr zu spüren. Der bisherige Visitator Lothar Schlegel wurde mit Druck in den Ruhestand versetzt. Augenblicklich äußerte die Kirche ihre Forderung nach der Vereinsgründung. MRK Degradierung zum Verein Die Deutsche Bischofskonferenz will sich auch vom letzten der bis heute existierenden Bistümer der Vertreibungsgebiete trennen. Noch in diesem Jahr soll sich das deutsche Bistum Ermland auf Druck des Zusammenschlusses der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland auflösen. Das katholische Bistum Ermland ist bis heute die Obhut aller Katholiken Ostpreußens, der Vertriebenen und der deutschen Volksgruppe vor Ort. Wenn auch heute ohne ein konkretes Territorium, so sind es die Menschen, für die der Bischof der Ermländer, benannt als Apostolischer Visitator Ermland, zuständig ist. In Münster in Westfalen bauten sich die Ermländer nach der Vertreibung ein Zentrum, das bis heute als zentrale Anlaufadresse für alle Ermländer weltweit dient (www.visitator-ermland.de). Das geistliche Konsistorium als Nachfolge des Domkapitels besteht aus zehn Priestern, die in ihren regionalen Gemeinden deutschlandweit angestellt sind und zusätzlich dem Apostolischen Visitator Ermland zugeordnet sind und beiseite stehen. Zudem gibt es die vierjährig gewählte Ermländervertretung, die sich aus 27 Vertretern aus allen Teilen der Bundesrepublik und dem Ermland zusammensetzt, sowie den daraus berufenen Ermländerrat. Diese seit 67 Jahren funktionierende Organisation pflegt intensive Beziehungen zum polnischen Bistum Warmia (Ermland) und zu Bischof Wojciech Ziemba in Allenstein. Die Gemeinschaft Junges Ermland führt alljährlich Jugendaustauschprogramme zwischen der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland durch. Seit der polnischen Erlaubnis 1992 ist ein deutscher Priester im Ermland für die deutsche Volksgruppe tätig. Gerade auf höchster Ebene war der Visitator eine wichtige Instanz, da kirchliche Funktionsträger besonders im Ausland gern mit ihresgleichen korrespondieren, jedoch die Verhandlung mit einem Vereinspräsidenten eher untergeordnet erscheint. Erwähnt seien all die erfolgreichen Arbeiten und Initiativen zur Völkerverständigung zwischen den Ermländern und den Polen, die viele völkerversöhnende Beiträge leisteten. Die zahlreichen finanziellen Hilfen schon seit den 80er Jahren für den Aufbau kirchlicher Einrichtungen im Ermland wurden durch die Ermländerstiftungen ermöglicht. Die unermüdliche Arbeit der letzten Jahre, um die Visitaturen Danzig und Schneidemühl sachlich und menschlich in die Ermlandfamilie zu integrieren, leistete der Visitator Lothar Schlegel mit seinem Team. Aber nun soll sich dies ändern. Der bisherige
Visitator Ermland, Schlegel, wurde Ende vergangenen Jahres mit Vollendung seines
70. Lebensjahres in den Ruhestand gezwungen. Und die Ermländervertretung und der
Ermländerrat werden angehalten, sich in einen eingetragenen Verein zu wandeln.
Das deutsche Bistum Ermland erlischt somit als Teil der Kirche und der neu
entstehende Verein Ermlandfamilie e.V. wird beliebigen weltlichen Vereinen
gleichgestellt. Als Trostpflaster macht die katholische Kirche das Angebot, den
Verein kirchlich anzuerkennen und den Ermländern bis 2016 einen letzten
Visitator zu genehmigen. Seit Anfang 2012 sind sämtliche Geldzuwendungen für das
Bistum Ermland gesperrt und somit der Druck zur Vereinsgründung gestiegen. Am
17. November dieses Jahres hat die Ermländervertretung die Vereinsgründung
eingeleitet. Die Ermländer empfinden es als unstilvoll, ihre jahrhundertelange
Treue zur katholischen Kirche auf diese Art und Weise entweiht zu wissen.
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