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Nach politischem Druck DÜSSELDORF. Die schlesische Landsmannschaft hat sich von ihrem Vorsitzenden Rudi Pawelka abgesetzt. 28 Mitglieder der außerordentlichen Bundesdelegiertenversammlung stimmten dafür, 21 dagegen. Vorausgegangen war dem ein Schreiben der niedersächsischen Landesregierung vom 24. September, indem mit der Streichung der Subventionen gedroht wurde. In dem Papier, das der JUNGEN FREIHEIT vorliegt, heißt es, von einer Förderung des Deutschlandtreffens der Landsmannschaft werde ab 2015 abgesehen, „sollte es nicht zu grundsätzlichen Umorientierungen des Verbandes und seiner Aktivitäten kommen“. Künftig müsse sichergestellt werden, daß der Schlesierverband sich dem „Gedanken der Aussöhnung“ verschreibe und von „rückwärtsgewandten und revanchistischen Äußerungen“ ablasse. Pawelka hatte Entschuldigung für Vertreibung gefordert Weiter drohte das Ministerium: „Das Schlesiertreffen wird also nur Bestand haben, wenn es sich als Brücke ins heutige Schlesien, als Ort der Begegnung und des kulturellen Austausches sowie des generationenübergreifenden Dialogs versteht.“ Nur so bleibe der Verband „zukunftsfähig in einem geeinten Europa“. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT sagte Pawelka mit Blick seine Abwahl: „Die wollten wohl einfach Ruhe im Karton.“ Der 73jährige war im Juni in die Kritik geraten, nachdem er auf dem Deutschlandtreffen der Schlesier in Hannover von Polen und Tschechien eine Entschuldigung für die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg gefordert hatte. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) und Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) hatten ihre Teilnahme kurzfristig wegen angeblicher antipolnischer Inhalte in Pawelkas geplanter Rede abgesagt. (ho) Weitere Hintergründe in der kommenden Ausgabe (42/13) der JUNGEN FREIHEIT.
Einer mit Profil Das Kesseltreiben gegen Rudi Pawelka ist zu Ende. 13 Jahre stand der kantige Schlesier an der Spitze seiner Landsmannschaft. Jetzt hat ihn eine außerordentliche Bundesdelegiertenversammlung der Landsmannschaft Schlesien mit 28 zu 21 Stimmen abgewählt. Vorausgegangen waren hässliche Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit seiner Rede auf dem diesjährigen Schlesiertreffen. „Antipolnische Töne“ wurden ihm unterstellt, während er nur legitimerweise auf nach wie vor bestehende Probleme im deutsch-polnischen Verhältnis hingewiesen hatte. Aus der Politik wurde mit dem Entzug von Subventionen gedroht. Das Haus Schlesien in Königswinter kündigte groteskerweise wegen der Rede Pawelkas sogar der Landsmannschaft die Büroräume. Pawelka hatte noch ein klares Profil. Damit wirkte er wie aus der Zeit gefallen. So wagte er es noch, eine Entschädigung für völkerrechtswidrig enteignetes Vermögen deutscher Vertriebener zu fordern, als ein solches Ziel von der Führung des Bundes der Vertriebenen (BdV) schon längst abgehakt war. Schon 2004 hatte BdV-Präsidentin Erika Steinbach erklärt, sie sei bezüglich materieller Ansprüche bereit, „bis hin zu einer Nulllösung zu gehen“. „Steinbach bietet Verzicht an“, lautete damals die Schlagzeile der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Nulllösungen und Verzicht waren Pawelkas Sache nicht. Das Völkerrecht hatte er dabei auf seiner Seite. Ein guter, ein von der Politik gelittener Vertriebener ist aber längst nur der, der nichts mehr fordert.
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