Geschichtspolitik
Politisch korrekte Umbenennungen
Von Martin Lichtmesz
Was
liegt an einem Namen? Niemand konnte sich anno 2007 mehr so recht erinnern, nach
wem das Gröbenufer in Berlin-Kreuzberg nun eigentlich benannt worden war. Die in
Frage kommenden Herren Otto Friedrich von der Groeben (1657–1728) und Karl Graf
von der Gröben (1788–1876) sind heute beide gleichermaßen vergessene Preußen.
Die Grünen ließen im Zuge eines
Straßenumbenennungsantrags extra ein historisches Gutachten erstellen, um den Erstgenannten
als Namensgeber dingfest zu machen: Die Straße war also nach dem Leiter einer im
Auftrag des Großen Kurfürsten durchgeführten Westafrika-Expedition benannt worden,
dem Begründer einer winzigen Kolonie im heutigen Ghana, die seit 1717 nicht mehr
existiert.
Für die Grünen war dies Anlaß genug,
um von der Groeben aus der Gruft zu zerren und als „Kolonialverbrecher“ anzuprangern,
dessen Andenken schleunigst getilgt oder zumindest „kritisch kommentiert“ werden
müsse. Ein Ersatz stand schon parat: die obskure „afrodeutsche“ Aktivistin May Ayim,
deren tragisch zerrissenes Leben 1996 durch Selbstmord endete, Pionierin einer pseudowissenschaftlichen,
quasi-rassistischen Kulturkampfsparte namens „Kritische Weißseinsforschung“.
Erinnerungs- und traditionsfeindliche
Praxis totalitärer Staaten
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