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Jablunka-Pass

 


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Noch ein Foto, bevor es zurück über die Grenze geht: Leutnant Herzner mit einigen seiner in Räuberzivil gekleideten Kameraden
Noch ein Foto, bevor es zurück über die Grenze geht: Leutnant Herzner mit einigen seiner in Räuberzivil gekleideten Kameraden

Der Krieg, der zu früh begann
Noch im Frieden versuchte ein deutsches Kommandounternehmen, in Polen den Jablunka-Pass zu nehmen
von Jan Heitmann

Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass die ersten Schüsse des Zweiten Weltkrieges in den Morgenstunden des 1. September 1939 fielen. Tatsächlich war es schon in der Nacht vom 25. zum 26. August im slowakisch-polnischen Grenzgebiet zu Gefechten zwischen deutschen und polnischen Truppenteilen gekommen.

Als Folge der starren linearen Aufstellung der polnischen Verteidigungskräfte an der Westgrenze sah es die deutsche Operationsplanung als unverzichtbar für den Erfolg des deutschen Vormarsches in Polen an, noch vor dem eigentlichen Angriff bestimmte strategisch wichtige infrastrukturelle Ziele unversehrt in die eigene Hand zu bekommen. Eines dieser vitalen Objekte war der Jablunka-Pass mit dem dazugehörigen Eisenbahntunnel, gelegen in den zu den Ausläufern der Karpaten gehörenden Westbeskiden, auf der polnischen Seite der Grenze zur unter deutschem Einfluss stehenden Slowakei. Als Ausfalltor vom Osten des Deutschen Reiches und von Polen nach Österreich sowie auf den Balkan, das alle Verkehrsströme in Nord-Süd-Richtung in diesem weitgehend unzugänglichen Gebiet kanalisierte, war dieses Verkehrskreuz geografisch der neuralgische Punkt im Operationsgebiet der Heeresgruppe Süd. Denn genau durch dieses Nadelöhr führte der kürzeste Weg für die deutschen Kräfte, die aus der Nordwestslowakei angreifend die Südflanke der polnischen Armee zerschlagen sollten.

Aus diesem Grunde planten der Abwehrchef Admiral Wilhelm Canaris und sein Mitarbeiter Oberstleutnant Erwin Lahousen, den Pass und den Tunnel unmittelbar vor Angriffsbeginn – dieser war festgelegt auf den 26. August, 4.30 Uhr – in einem Handstreich nehmen, die Sprengvorrichtungen entfernen und die Anlagen bis zum Eintreffen der deutschen Angriffsspitzen halten zu lassen. Da reguläre Kräfte dafür nicht in Frage kamen, ging der Auftrag an die sogenannten Kampforganisationen „Jablunka“ und „Sillein“, die in der Slowakei unter bürgerlicher Tarnung auf ihre Aktivierung warteten. Die Kampforganisationen (KO) waren überwiegend aus Angehörigen der volksdeutschen Minderheit in den östlichen Nachbarstaaten bestehende Kampfgruppen, die verdeckt von der Abwehr aufgestellt und geführt wurden. Sie hatten den Auftrag, bei Ausbruch der Feindseligkeiten durch schnellen Zugriff die Zerstörung vitaler Objekte auf feindlichem Territorium zu verhindern.

Mit der Führung des Jablunka-Unternehmens wurde Leutnant der Reserve Hans-Albrecht Herzner beauftragt, der zu diesem Zeitpunkt gerade eine Reserveübung absolvierte. Im Zivilberuf war der promovierte Jurist und Philosoph als Zivilangestellter der Abwehrstelle Breslau tätig, wo er unter anderem mit der Rekrutierung, Aufstellung und Ausrüstung der Kampforganisationen befasst war. Der bekennende Konservative und Christ gehörte dem Widerstandskreis um Erwin von Witzleben, Hans Oster und Canaris an, der im September 1938 einen Umsturz geplant hatte, dem dann jedoch durch das Münchener Abkommen die Grundlage entzogen worden war.

Am 25. August begab sich Herzner mit gefälschten Personalpapieren unter dem Decknamen Dr. Heinrich Herzog in einem Privatwagen in das slowakische Cadca, wo er vom Kommandeur der 7. Infanteriedivision weitere Befehle erhielt und dann die KO Jablunka in einer Kaserne zusammenkommen ließ. Kurz vor Einbruch der Dämmerung war seine Truppe abmarschbereit. Lediglich Herzner und sein Fahrer, ein Gefreiter der Wehrmacht, trugen reguläre deutsche Uniform, während die anderen 24 Angehörigen der Gruppe Zivilkleidung und Hakenkreuzbinden zur Kennzeichnung trugen. Gegen Mitternacht erreichte die Gruppe die Grenze zu Polen, wo sie vergeblich auf das Eintreffen der 140 Mann der KO Sillein wartete und bald darauf in zwei Trupps unbemerkt die Grenze überschritt.

Während Herzner am vereinbarten Treffpunkt in der Nähe der Ortschaft Mosty auf den anderen Trupp wartete, schlossen sich ihm KO-Leute und deutschfreundliche Freiwillige aus der Umgebung an, so dass seine Einheit auf 70 Mann aufwuchs. Um 3.30 Uhr des 26. August entschloss er sich, nicht länger auf den anderen Trupp zu warten, um den Angriff noch vor Sonnenaufgang durchzuführen. Als Angriffsziele befahl er die nördliche Tunnelzufahrt sowie den Bahnhof Mosty samt Nebengebäuden und einer Unterkunftsbaracke für die Tunnelwache.

Die Angreifer stießen nur auf schwachen Widerstand. Bahnhofsanlagen, Tunneleinfahrt und Passzufahrt konnten schnell genommen und die Fernmeldeverbindungen unterbrochen werden, bevor die polnischen Verteidiger noch einen Spruch hatten absetzen können. Außerdem wurden zahlreiche Gefangene eingebracht, darunter etliche Pendler, die unbekümmert zum Bahnhof gekommen waren und auf ihren Zug warteten. Nun stellte sich heraus, dass der zunächst vermisste Teil der KO Jablunka sich in der Dunkelheit in dem unwegsamen Gelände verlaufen und bereits seit 2.00 Uhr vereinzelt mit polnischen Alarmposten im Feuerkampf gestanden hatte.

Einer von Herzners Leuten bestieg eine Lokomotive, zwang zwei polnische Eisenbahner, sie in Gang zu setzen, und fuhr damit unter Beschuss in den Tunnel. Mit einer Axt zerstörte er die Zündkabel und verließ den Tunnel am anderen Ende. Dabei geriet er erneut unter heftiges Feuer, doch er konnte nicht mehr in den Tunnel zurück, da die polnischen Verteidiger hinter ihm das Gleis gesprengt hatten. Da ihm nun der Rückweg versperrt war, fuhr er weiter auf dem Schienenweg bis Cadca, wo er dem Kommandeur der 7. Infanteriedivision sofort Bericht erstattete. So erfuhr man auf deutscher Seite, dass der Angriff erfolgt war.

Kaum waren die Angriffsziele gesichert, verschwanden Herzners ortsansässige Helfer so schnell wie sie gekommen waren. Herzners Auftrag war erfüllt. Die Befragung eines deutschstämmigen Bahnbediensteten ergab jedoch, dass die Ladungen kurz zuvor aus den Sprengkammern entfernt worden waren. Die ganze Aktion war somit überflüssig gewesen. Dennoch wartete Herzner befehlsgemäß auf das Vorauskommando der deutschen Truppen, die um 4.30 Uhr zum Angriff hätten antreten sollen. Doch Herzner stand auf verlorenem Posten, denn mittlerweile hatten sich als Folge der politischen Entwicklung kurzfristig terminliche Änderungen in der deutschen Angriffsplanung ergeben, von denen Herzner mangels geeigneter Fernmeldeverbindungen nicht mehr hatte in Kenntnis gesetzt werden können.

Man muss sich diese Situation einmal vorstellen: Da befinden sich deutsche Kombattanten in Friedenszeiten auf dem Hoheitsgebiet eines souveränen Staates und stehen mit dessen Streitkräften im Feuerkampf. Es ist unschwer vorstellbar, dass Canaris und Lahousen bei diesem Gedanken sehr unwohl war und sie alles unternahmen, um Herzner doch noch zu erreichen. Dies gelang erst nach Stunden und Herzner erhielt den Befehl, seine Gefangenen freizulassen und sich unverzüglich über die Grenze zurück­zuziehen. Nachdem sie noch bei Mosty und auf ihrem Weg durch die Wälder mehrere polnische Gegenangriffe abgewehrt hatten, waren Herzner und seine Leute um 13.30 Uhr wieder in Sicherheit. Ihr Einsatz auf „feindlichem“ Territorium hatte gerade einmal elf Stunden gedauert.

Nun galt es, die für beide Seiten gleichermaßen peinliche Angelegenheit zu bereinigen. Da es keine Toten und nur einige Leichtverletzte gegeben hatte, begnügte sich das polnische Militär mit einem Protest gegen die Verletzung des polnischen Territoriums, auf den der zuständige deutsche General mit einem Entschuldigungsschreiben antwortete. Der Zwischenfall sei ein Versehen gewesen und auf den unklaren Grenzverlauf in den dichten Wäldern zurückzuführen. Da die polnische Regierung ihn als eine gewöhnliche Grenzverletzung abtat, wie sie sich in diesen politisch aufgeheizten Tagen häufiger ereignete, verzichtete sie darauf, eine offizielle Protestnote nach Berlin zu schicken. Hier wiederum war man nur allzu gern bereit, den Mantel des Schweigens über die Angelegenheit zu legen.

Obwohl das polnische Militär Herzners Aktion nicht in Verbindung mit einem bevorstehenden deutschen Angriff brachte, blieb es in den folgenden Tagen nicht untätig. Polnische Pioniere füllten die Sprengkammern des Tunnels mit 40 Ladungen à 500 Kilogramm Trotyl. Außerdem wurde die Tunnelsicherung verstärkt. Als am 1. September 1939 der deutsche Angriff dann tatsächlich erfolgte, waren auch Herzner und seine Truppe wieder im Einsatz – allerdings nicht am Jablunka-Pass, denn dort war ein erneuter Überraschungserfolg im Handstreichverfahren nicht zu erwarten. So war es diesmal ein reguläres Bataillon, dem sich einige von Herzners Männern als ortskundige Führer angeschlossen hatten, das den Auftrag erhielt, das Ziel im klassischen Infanterieangriff unversehrt in die Hand zu bekommen. Wieder konnte Mosty nach kurzem Gefecht genommen werden, aber als sich die Angreifer der Tunneleinfahrt näherten, flog das strategisch wichtige Bauwerk in die Luft. Trotz dieses Fehlschlags meldete der Wehrmachtbericht am folgenden Tag: „Die deutschen Truppen haben am Nachmittag des 1. September den Vormarsch auf allen Fronten erfolgreich fortgesetzt. Heute früh sind die Bewegungen überall im Fortschreiten. Der Jablunka-Pass wurde schnell bezwungen.“
 

Quelle:
© Preußische Allgemeine Zeitung Ausgabe 34/14 vom 23.08.2014

 

 

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